Grüner Wasserkongress - Erhalten, was uns erhält

Angesichts der besorgniserregenden Entwicklung, der sinkenden Verfügbarkeit unserer überlebenswichtigen Ressource Wasser, hat die Grüne Landtagsfraktion zu einem Wasserkongress geladen. Die Beiträge zeigen, dass es Lösungen gibt.

©Sharepic: Grüne Fraktion Bayern

Beim Wasserkongress am 15. November konnten Interessierte sowohl online, als auch direkt vor Ort im Plenarsaal des Maximilianeums die Beiträge der Expert*innen verfolgen und Fragen zu den Themen stellen. Die Erderhitzung und die andauernde Verschmutzung der Gewässer durch Pestizide, Nitrat und mehr stellen uns vor gewaltige Herausforderungen. Der Zeitpunkt zu Handeln ist schon lange gekommen, denn weitere Untätigkeit können wir uns nicht leisten.

In seiner Begrüßungsrede betonte der Fraktionsvorsitzende Ludwig Hartmann unsere Verantwortlichkeit für eine lebenswerte Zukunft. Maßnahmen, wie die Ausweitung der Trinkwasserschutzgebiete auf mindestens 12% der bayerischen Landesfläche bis 2030, die Förderung der Ökolandwirtschaft und eine Regelung der Wasserentnahme sind nur die ersten notwendigen Schritte zum Schutz unseres Wassers.

Podiumsgespräch

Im darauf folgenden Podiumsgespräch beleuchteten die Landtagsabgeordneten Rosi Steinberger, Christian Hierneis und Patrick Friedl gemeinsam mit den Expert*innen Prof. Dr. Annette Menzel und Prof. Dr. Alois Heißenhuber von der Technischen Universität München sowie Dr. Darla Nickel von der Regenwasseragentur Berlin die aktuelle Problemlage.

Seit dem Jahr 2003 herrscht in Bayern ein Defizit in der Grundwasserneubildung*. Unser Grundwasser ist sowohl in der Qualität, als auch in der Menge bedroht. Die Hauptgründe hierfür sind der Klimawandel und die Landnutzungsänderung. Ein entscheidender Faktor bei der Bekämpfung der Wasserknappheit ist der Umgang mit Regenwasser. Dieses gilt es zurückzuhalten und sinnvoll zu nutzen.

Böden und Wälder

Im Zuge der Erderwärmung kommt es häufiger zu Starkregen. Der hohe Versiegelungsgrad der Flächen kann besonders im urbanen Raum zu Sturzfluten führen, weshalb es enorm wichtig ist, die Speicherfähigkeit der Landschaft wiederherzustellen. Böden und Wälder, die unter der Hitze und Trockenheit der letzten Sommer stark gelitten haben, spielen dabei eine entscheidende Rolle. Um speziell die landwirtschaftlich genutzten Böden wieder aufnahmefähiger zu machen hilft die Ausbringung von Humus und Mulch. Die Nutzung schwerer Maschinen ist hier dagegen problematisch.

Wasserschutz und Tierwohl

Das zur Düngung in der Landwirtschaft verwendete Nitrat bedroht die Sauberkeit unseres Grundwassers immens. Die Belastung durch Nitrat und Pestizide konnte durch ergriffene Maßnahmen nicht verringert werden. Überschüssige Gülle, die besonders viel Nitrat enthält, wird aus Kostengründen meist nicht abtransportiert, sondern zusätzlich auf die Felder ausgebracht. Der Vorschlag von Prof. Dr. Heißenhuber „ weniger Nutztiere, weniger Gülle“ bringt Wasserschutz und Tierwohl zusammen.

Die fehlende Unterstützung von Landwirt*innen bei einem ökologischen Wandel in der Landwirtschaft ist nicht das einzige Versagen der Staatsregierung in diesem Zusammenhang. Es fehlt eine wirksame Düngeverordnung, an deren Einhaltung festgehalten wird und die effektiv kontrolliert wird, so die Abgeordnete Rosi Steinberger. Die Kollegen Hierneis und Friedl bestätigten, das Problem sei entweder nicht verstanden, oder nicht ernstgenommen worden, wobei wertvolle Zeit verloren ging. Für die Zukunft ist es wichtig, die Kommunen bei der Klimaanpassung zu unterstützen, sei es durch Beratung oder hohe finanzielle Investitionen.

Workshops

Zum zweiten Teil des Wasserkongresses konnten sich die Teilnehmer*innen für einen von drei Workshops entscheiden. Die Ergebnisse aus den Präsentationen der Expert*innen wurden später für alle zusammengetragen.

Prof. Dr. Alois Heißenhuber ging in seinem Workshop „Mit dem Grundwasser unser Trinkwasser schützen“ der Frage nach, wie die Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser für nachfolgende Generationen sichergestellt werden kann. Bayern bezieht über 90% seines Trinkwassers aus dem Grundwasser*. Dieses wird zum einen durch zu geringe Niederschlagsmengen immer knapper, gleichzeitig durch Nitrat und Pestizide immer verunreinigter. Dadurch muss zum Erreichen des Grundwassers immer tiefer gebohrt werden und das Wasser zuerst mit Aktivkohle gereinigt werden. Ein schneller Umstieg zur ökologischen Landwirtschaft ist dringend nötig, genauso wie eine allgemein verständliche Düngeverordnung.

Der Workshop „Schwammlandschaften als Starkregenvorsorge“ unter der Leitung von Prof. Dr. Annette Menzel setzte sich mit dem Verschwinden natürlicher Auenlandschaften an Flüssen und der daraus resultierenden Notwendigkeit zur Schaffung von Schwammlandschaften auseinander. Schwammlandschaften leisten einen wichtigen Beitrag zur Anpassung an die Erderhitzung, gegen Dürren und Fluten und zur Artenvielfalt. Zur Wiederherstellung von Schwammlandschaften gehören die Renaturierung, der Waldumbau mit klimaresilienten Arten, die Reduktion der Bodenverdichtung und die Förderung des Ökolandbaus. Außerdem müssen Wasserreserven, auch durch eine wassersparende Bewässerung, geschützt werden und die Verdunstungsrate reduziert werden. Es braucht dezentrale Speicherbecken, mehr Feuchtgebiete, Gewässerrandstreifen und windbremsende Strukturen. Das übergeordnete Ziel besteht darin, uns Menschen, Siedlungen und die Artenvielfalt zu schützen.

Im Workshop „Klimaanpassung und Regenrückhaltung in der Kommune“ hat Dr. Darla Nickel ihre Erfahrungen und Expertise als Leiterin der Berliner Regenwasseragentur geteilt und am Beispiel Berlin dargestellt, wie wassersensibles Planen und Bauen in der Stadt möglich ist. Extreme Trockenheit und Hitze auf der einen, Sturzfluten und Überschwemmungen auf der anderen Seite gefährden Bewohner*innen und die Vegetation. Entscheidend ist deshalb das richtige Verfahren mit Regenwasser. Den Problemen der anhaltenden Versiegelung Berlins soll das 2017 vom Berliner Abgeordnetenhaus verabschiedete Ziel, Gebäude- und Grundstücksflächen, von denen Regenwasser in die Mischwasserkanalisation fließt, pro Jahr um 1% zu reduzieren, entgegenwirken. Diese Flächenabkopplung soll dafür sorgen, dass das Regenwasser versickert, verdunstet oder weitergeleitet wird. Weitere Aktionen sind beispielsweise das Anlegen von öffentlichen Grünflächen, Dachbegrünung, multifunktionalen und grundstücksübergreifenden Flächen.

Beim Umbau von Gebäuden gestaltet sich die Umsetzung allerdings schwieriger als beim Neubau. Die geringe Flächenverfügbarkeit und der Personalmangel erschweren die Arbeit der Berliner Wasseragentur zusätzlich. Außerdem fehlt ein Anreiz für private Akteur*innen, in ähnliche Projekte zu investieren.

Die Bedrohungslage unseres Wassers ist allgegenwärtig, doch, wie diese Beiträge zeigen, gibt es dafür Lösungen. Es ist an der Politik, jetzt zu handeln und endlich wirksame Maßnahmen einzuleiten.


Literatur: 
*Grundwasserneubildung - LfU Bayern
*Grundwasser - LfU Bayern

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