Der Ellenbach trocknet aus: Warnsignal für Wasserpolitik und Klimakrise

Der ausgetrocknete Ellenbach bei Bechhofen zeigt exemplarisch, wie sensibel unsere Wassersysteme auf Klimawandel und intensive Nutzung reagieren – das bestätigt auch die aktuelle Stellungnahme der Staatsregierung auf meine Schriftliche Anfrage (SAN). Die künstliche Wasserzufuhr kann die Folgen nur abmildern, nicht aber die Ursachen beheben. Wir brauchen dringend mehr Schutzgebiete, nachhaltige Entnahme und eine konsequente Umsetzung, um unser Grundwasser langfristig zu sichern.

In den letzten Jahren hat sich der Ellenbach bei Bechhofen im Landkreis Ansbach zu einem Seismographen für den Klimawandel entwickelt. Als regionaler Abgeordneter und Sprecher für Klimaschutz im Bayerischen Landtag beobachte ich die Entwicklungen mit großer Sorge.

Meine Anfrage im Landtag zeigt eindeutig: Das Austrocknen des Ellenbachs steht in einem klaren Zusammenhang mit der Grundwasserentnahme zur Trinkwasserversorgung. Seit Februar 2019 entnimmt die Reckenberg-Gruppe im Raum Arberg Wasser – im August 2020 ist der Bach erstmals komplett trocken gefallen. Noch nie zuvor war das der Fall.

Ein eigens durchgeführter Pumpversuch im Jahr 2022 bestätigt den Effekt: Sobald die Entnahme beginnt, sinkt der Grundwasserspiegel rasch – um rund 30 Zentimeter – und der Bach fällt trocken. Um das zu verhindern, wird in Trockenzeiten inzwischen künstlich Wasser zugeführt. Fünf Liter pro Sekunde fließen dann in den Ellenbach – das hilft kurzfristig, ändert aber nichts an der strukturellen Ursache.

Was mir große Sorgen macht: Auch 2023 lagen die Grundwasserstände im betroffenen Bereich fast drei Monate lang deutlich unter dem vom Landratsamt gesetzten Grenzwert – und das trotz künstlicher Wasserzufuhr. Die Auswirkungen gehen weit über den Bach hinaus. Auch das angrenzende Naturschutzgebiet Ellenbachgraben mit seinen ehemals feuchten Wiesen und streng geschützten Arten leidet spürbar unter der Trockenheit.

Wir stehen hier vor einem echten Dilemma. Unsere Region ist trocken, und der Bedarf an Trinkwasser steigt. Die Brunnen bei Bechhofen sind wichtig, um nicht vollständig vom Fernwasser aus dem Donauraum abhängig zu sein. Gleichzeitig zeigt uns der Ellenbach eindrücklich, dass wir nicht einfach weitermachen können wie bisher.

Denn die Klimakrise verschärft die Lage weiter. In Bayern sind die Durchschnittstemperaturen in den letzten 100 Jahren um über 2,5 Grad Celsius gestiegen. Gleichzeitig fällt ein immer größerer Teil des Regens als Starkregen – der rauscht oberflächlich ab und versickert kaum. Die Grundwasserneubildung nimmt ab, der Verbrauch steigt.

Was folgt daraus?

Wir müssen dringend lokal umsteuern:

  • Eine Entnahme in Zeiten mit niedrigem Grundwasserstand darf nicht länger erfolgen.

  • Wir brauchen mehr und regional besser verteilte Trinkwassergewinnungsgebiete.

  • Die Verfahren zur Ausweisung solcher Schutzgebiete müssen beschleunigt werden.

  • Und: Wir müssen den Verbrauch stärker am tatsächlichen Angebot ausrichten.

Rasensprengen mit wertvollem Trinkwasser im Hochsommer? Das ist angesichts dieser Lage schlicht nicht mehr vertretbar.

Völlig unverständlich sind für mich in diesem Zusammenhang Schließungen von funktionierenden Trinkwasserbrunnen. In Greiselbach wurde trotz hervorragender Wasserqualität das Schutzgebiet aufgehoben – weil dadurch der Bau einer Umgehungsstraße einfacher wurde? Ich frage mich schon, ob es da Zusammenhänge gibt. Auch der Brunnen in Borsbach bei Flachslanden wurde wegen zu hoher Pestizidbelastung stillgelegt – ein weiteres trauriges Beispiel.

Nach meiner festen Überzeugung brauchen wir mehr Wasserschutz, mehr regionale Vorsorge und eine konsequentere Ausrichtung am Klimaschutz. Nur so gelingt es uns, unser kostbarstes Gut – unser Wasser – dauerhaft zu sichern.

Es reicht nicht, einen ausgetrockneten Bach künstlich zu bewässern.
Was wir brauchen, ist ein grundlegendes Umdenken im Umgang mit Wasser – klug, gerecht und vorausschauend.

 

Zur Anfrage "Austrocknung des Ellenbachs Landkreis Ansbach"

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