Am 4. April berichteten die Nürnberger Nachrichten unter dem Titel „Trifft es auch kleine PV-Anlagen?“ über das neue Solarspitzengesetz, das seit dem 25. Februar 2025 in Kraft ist. Der Hintergrund: Der Ausbau der Stromnetze kommt bundesweit, besonders aber in Bayern, nicht schnell genug voran. Ziel des Gesetzes ist es, Lastspitzen besser zu steuern.
Als energiepolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion und Abgeordneter aus Mittelfranken sehe ich an dieser Stelle jedoch dringenden Diskussionsbedarf.
Am Ende des Artikels wird ein fast schon beruhigendes Fazit gezogen. Der Netzbetreiber N-ERGIE erklärt: „Eine Begrenzung der Last ist auf absehbare Zeit im Netz der N-ERGIE kein Thema.“ Das Netz sei eher mit einem „Zuviel“ an Strom konfrontiert als mit einem Mangel.
Doch was ich aus Gesprächen und E-Mails von Bürgerinnen und Bürgern erfahre, klingt ganz anders: Im Landkreis Ansbach werden Wärmepumpen vieler Haushalte jeden Tag von 10:30 Uhr bis 12:30 Uhr automatisch gesperrt. Ausgerechnet in jenem Zeitraum, in dem die Solaranlagen auf den Hausdächern besonders viel Strom liefern – Strom, der direkt vor Ort zum Erwärmen von Wasser oder Laden von Pufferspeichern genutzt werden könnte.
Das wäre nicht nur sinnvoll im Sinne der Eigenversorgung, sondern würde auch die Netze entlasten, statt sie zu belasten.
Ich konnte es zunächst kaum glauben – und tue es ehrlich gesagt bis heute nicht, dass diese veraltete Regelung der Mittagssperre in Zeiten der Energiewende noch immer angewendet wird.
Am 8. April folgte ein weiterer Artikel, in dem N-ERGIE-Sprecher Reiner Kleedörfer betont, man sei gut auf die neuen Anforderungen vorbereitet gewesen, allerdings sei der Stromverbrauch durch Wirtschaftskrise und die „fehlende Begeisterung für Wärmepumpen und E-Autos“ deutlich hinter den Erwartungen geblieben.
Sinngemäß sagt N-ERGIE also: Es wären mehr Wärmepumpen und E-Autos nötig, dann ließe sich das Netz besser auslasten. Gleichzeitig werden aber genau die Anlagen, die heute schon existieren, zur Mittagszeit abgeschaltet.
Dieser Widerspruch fällt nicht nur mir auf, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort. Einer von ihnen schrieb mir nach dem Artikel: „Was bringt mir meine PV-Anlage, wenn ich den Strom genau dann nicht nutzen darf, wenn er erzeugt wird?“ Eine absolut berechtigte Frage.
Deshalb wende ich mich an alle, die betroffen sein könnten: Haben Sie eine Wärmepumpe, die zur Mittagszeit regelmäßig abgeschaltet wird? Dann schreiben Sie mir gerne. Ich möchte wissen, wie viele Haushalte unter dieser Sperrregelung leiden – und werde mich dafür einsetzen, dass sich diese Praxis ändert.
Die Energiewende gelingt nur, wenn wir sie auch vor Ort sinnvoll gestalten – mit klarer Kommunikation, moderner Infrastruktur und echten Nutzungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger.
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