Das Besondere hier: Zum einen umfasst der städtische Forstbetrieb neben dem bayerischen Stadtwaldteil mit 539 ha auch die Wälder der Hospitalstiftung Dinkelsbühl (1165 ha), die sich auf baden-württembergischen Gebiet befinden. Zum anderen werden die Waldflächen von Förster Herrmann Benninger und seinem Kollegen Walter Wolf nach den Kriterien der ANW (Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft) bewirtschaftet. Hauptziel ist dabei, die ehemals klassisch bewirtschafteten Altersklassenwälder Zug um Zug zu strukturreichen Dauerwäldern zu entwickeln.
Die Vorteile dieser Bewirtschaftungsform liegen für Benninger klar auf der Hand: Strukturierte Bestände, in denen alle Altersphasen gleichzeitig und gleichwertig auf derselben Fläche vorkommen, sind gegen Schadereignisse sehr stabil. Sie erlauben durch die Zielstärkennutzung die Produktion von wertvollem Starkholz und eine gleichmäßige dauerhafte Nutzbarkeit über die sonst üblichen Umtriebszeiten hinaus. Nur bei Beachtung der ökologischen Grundlagen können die ökonomisch angestrebten Ziele auch nachhaltig erreicht werden. Von zentraler Bedeutung sind daher ein ausgeglichenes Waldinnenklima und ein gesunder Waldboden. Waldbaulich liegt der Schwerpunkt darin, Strukturen zu fördern bzw. aufzubauen, wo notwendig, klimatolerante Baumarten wie Tanne und Buche zu pflanzen, stehendes und liegendes Totholz anzureichern sowie Biotopbäume zu erhalten.
Großen Wert legen Benninger und Wolf auf eine hohe Qualität aller Waldarbeiten. Die Bewirtschaftung (sowohl Planung als auch praktische Umsetzung) ist aufgrund der kleinstandörtlich unterschiedlichen Strukturen sehr anspruchsvoll. Im Außendienst werden sie von drei langjährigen, erfahrenen Forstwirten unterstützt. Ein Teil der Betriebsarbeiten (Holzrücken, maschinelle Holzernte, Wegeunterhaltung, Jungbestandspflege) wird durch örtliche Unternehmer ausgeführt. Wertvolle Fachkräfte, die um den Wert und die Verantwortung für „Ihren Wald“ wissen. Die unkomplizierte Zusammenarbeit und das zufriedenstellende Ergebnis rechtfertigen nach Benninger die teilweise höheren Kosten unterm Strich allemal.
Beeindruckend war: Benninger ist nicht nur Waldbauer mit Sachverstand und Herzblut, sondern auch sehr engagierter Jäger. Zusammen mit einem nicht weniger aktiven jungen Kollegen bejagd er knapp 800 ha selbst und hat seit 2010 durch eine Verdoppelung des Abschusses auf 8 Stk/100 ha*a sichtbare Erfolge erzielen können. Zäune sieht man hier nirgends und der Verbiss der Naturverjüngung, überwiegend Eiche, Tanne und Buche, ist auf einem tragbaren Niveau.
„Leider klappt es nicht überall so gut wie bei uns“, bedauert Benninger mit Blick auf einen 10×10 m Zaun in einem Fichten-Buchen-Tannen-Altbestand, der vor Verjüngung nur so strotzt. Daneben gähnende Leer am Waldboden. Zu einseitig sind die Interessen und Betrachtungsweisen. Schalenwildbestände der waldbaulichen Zielsetzung anzupassen, ist aber eine der entscheidenden Stellschrauben. Hier können wir aktiv beeinflussen, Erfolg und Misserfolg sind sofort sicht- und messbar. „Manchmal muss man sich auch unbeliebt machen zum Wohle des Waldes. Ich nehme das in Kauf, denn ich möchte einen gesunden, stabilen, vielfältigen Wald an meine Nachfolger*innen übergeben. Das ist das Ziel meiner täglichen Arbeit“, so Benninger.
Anmerkung: Dieser Bericht wurde von Hans Urban mit freundlicher Gehmigung übernommen