Damit der Waldumbau gelingt!

In Franken sind die klimabedingten Waldschäden besonders schlimm. Wie ein erfolgreicher Waldumbau gelingen kann, dazu traf ich mich auf Einladung des ökologischen Jagdvereins mit Vertretern unterschiedlicher Institutionen.

Wie kann erfolgreicher Waldumbau gelingen? Auf Einladung des ökologischen Jagdvereins suchten wir nach Lösungen ©Foto: ÖJV Bayern
Die Exkursionsgruppe beim intensiven diskutieren ©Foto: ÖJV Bayern

Der Beitrag des Waldes zur Milderung der Klimaverschlechterung kann in ganz Franken, besonders auch Mittelfranken erheblich verbessert werden. So wurden 2021 bayernweit 21.519 Waldverjüngungsflächen untersucht. Es zeigte sich, dass in Ober-, Unter- und Mittelfranken und besonders im Landkreis Ansbach eine besorgniserregende Wildschadenssituation besteht: Trotz guter Ergebnisse im Staatswald sind im Landkreis Ansbach 72 % der aufgenommenen Flächen rot, d.h. der Verbiss durch Schalenwild (Rehe) ist deutlich zu hoch. Ein klimastabiler Wald kann hier ohne Schutzmaßnahmen nicht nachwachsen.  

Der Jagdvorsteher und stellvertretende Bürgermeister Bernhard Popp begrüßte die zahlreich anwesenden Vertreter aus unterschiedlichsten Gruppierungen. Er skizzierte dabei die Entwicklung von Wald und Jagd in Wernsbach, die mit Förster Fuchs schon vor der jagdlichen Wende 2003 begann. 2003 wurde dann in einer Kampfabstimmung die Jagd an Hans Webersberger vom Ökologischen Jagdverein vergeben, die 2020 Dr. Wolfgang Kornder, der Vorsitzende des ÖJV Bayern, übernahm.

Popp betonte klar und unmissverständlich, dass die seitdem eingeleitete Entwicklung eine absolute Erfolgsgeschichte sei. Im Wald von Wernsbach sind seitdem keine Schutzmaßnahmen mehr nötig. Die Verjüngung kann sich auf der ganzen Fläche entwickeln. Popp formulierte eindeutig: „Wenn Schutzmaßnahmen nötig sind, stimmt die Jagd nicht!“ Dem stimmten die Anwesenden zu, wohlwissend, dass solche gesetzlich vorgegebenen Verhältnisse nur in sehr wenigen Revieren umgesetzt sind. Norbert Flierl, der Betriebsleiter von BaySF Rothenburg, der dies für seine Flächen unterstrich, wollte lediglich beim Einbringen von sehr teuren neuen, nichtheimischen Baumarten ggf. Zugeständnisse machen. Auch laut Flierl ist es aber unbestritten, dass sich die Naturverjüngung ohne Schutzmaßnahmen entwickeln können muss.  

Nach der regen Diskussion, die sich bereits bei der Begrüßung entwickelte, erläuterte Dr. Kornder seine Überlegungen zu den heutiges Exkursionspunkten. Beginnend bei der Nutzung von Holz einschließlich der Nebenprodukte, über Buchenvoranbau, der gruppenweisen Pflanzung von im Revier ansonsten nicht vorhandenen Tannen, dem kleinflächigen Einbringen von Eichen, der Problematik von Pflanzungen und der grundsätzlich üppigen Entwicklung von Bäumen, Sträuchern und der Bodenvegetation soll so ein Einblick in das GJR Wernbach gegeben werden. Kornder betonte, dass diese Waldentwicklung ohne die Anpassung der Rehwildbestände nicht möglich ist.        

Am Stationspunkt Buchenvoranbau wurde von mehreren Teilnehmern, insbesonders auch von Alfred Maderer, Sprecher der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Mittelfranken, deutlich herausgestellt, dass die Rehwildbestände, egal ob nach Holzernte oder Kalamitätsereignissen, die Verjüngung ermöglichen müssen, da sich ansonsten die Waldverjüngung gravierend verschlechtert. Sind Flächen erst einmal vergrast, der Humus aufgrund der Sonneneinstrahlung abgebaut oder der Boden ausgetrocknet verlangen Pflanzung und Pflege wesentlich mehr Arbeit und verbraten Steuergelder. Mit einem Voranbau aus Buchen und anderen Baumarten hingegen kann, wie in Wernsbach problemlos geerntet werden.    

Auch wenn die Tanne in manchen Bereichen aufgrund der Klimakrise Schwierigkeiten hat, wird sie in vielen Wäldern eine der klimastabileren Baumarten bleiben. In Wernsbach wurden deshalb immer wieder kleine Tannengruppen ohne jede Schutzmaßnahme gepflanzt. Dies ist ein besonders heikles Unterfangen, weil die Tanne im schattigen Unterstand nur sehr langsam wächst und als Leckerbissen lange den Rehäsern ausgesetzt ist. Wie sich anhand mehrerer solcher Tannengruppen jedermann überzeugen konnte, ist das in Wernsbach gelungen. Dafür gab es aus der Runde der Fachleute viel Lob und Anerkennung. Dass die Tannen in Wernsbach gepflanzt wurden, hängt einfach damit zusammen, dass es keine Alttannen gibt. Dort, wo Samenbäume vorhanden sind, hat die Naturverjüngung eindeutig Vorrang, unterstrich auch MdL Martin Stümpfig.    

Ähnlich verhielt es sich mit dem kleinflächigen Einbringen von Eichen, der wohl klimastabilsten Baumart, die wir haben. Auch in einem Revier wie in Wernsbach merkt man bei einer derart verbissgefährdeten Baumart wie der Eiche sofort, wenn die Rehwilddichte ansteigt. Trotzdem sind diese Eichenversuche inzwischen teils deutlich aus dem Äser gewachsen und der Verbiss bei den kleineren Pflanzen absolut im Bereich des Erträglichen. Da die Eiche viel Licht braucht, muss man hier durch Entnahme erntereifer Bäume vorsichtig mitsteuern. An dieser Stelle zeigte sich auch, dass die Unterstützung des Beratungsförsters, Dominic De Hasque vom AELF Ansbach, einen wichtigen Baustein auf dem Weg zum klimastabilen Wald darstellt. Hier wäre bei der entsprechenden personellen Ausstattung auf der Fläche  durchaus noch mehr sinnvoll und möglich.  

Eine im Jahr 2022 angelegte ca. zwei Hektar große Pflanzung völlig ohne Schutzmaßnahmen mit 70% Buche und 30 % Tanne ist im letztjährigen Hitzerekordjahr weitgehend vertrocknet. Der Teilnahmerkreis war sich einig, dass – wo immer möglich – Naturverjüngung vor Pflanzung kommt, da die Naturverjüngung mit ihren unverletzten Wurzeln, dem standörtlichen Genmaterial und der gegenüber Baumschulpflanzen geringeren Verbissgefährdung einfach die wesentlich höheren Aufwuchschancen hat. Grundvoraussetzung dafür sind aber wieder angepasste Rehwilddichten. „Naturverjüngung vor Pflanzung“ gelingt nur bei „Wald vor Wild“.  

Fast zweieinhalb Stunden konnten sich die Teilnehmer ein Bild über den gelingenden Waldumbau machen. Engagiert diskutierten die Teilnehmer immer wieder an den unterschiedlichen Stationen. Manfred Merz, der 1. Vorsitzende der FBG Neustadt/Uffenheim, stellte dann die zuvor wiederholt angeklungene Gretchenfrage: „Dass das hier alles möglich ist, sehen wir, aber wie bringen wir diese Verhältnisse auf die Fläche?“ Auch darüber entspannte sich eine intensive Diskussion.

Zusammenfassend kann man sagen: Es gelingt, wenn die Politik mitmacht, Gesetze verabschiedet, etwa dass die Bejagung des Rehwildes ab dem 1. April möglich ist und die trophäenbezogene Jagdzeit der Böcke endlich synchronisiert wird, wenn Lokalpolitiker, vor allem die Bürgermeister, wie in Wernsbach hinter dem Wald stehen, wenn Landräte und deren Untere Jagdbehörden die Willigen unterstützen und nicht wie im Lkr. Ansbach immer wieder geschehen, Lobhudelei an der falschen Stelle betreiben oder notwendige Genehmigungen versagen. Dazu kommt gerade im Verwaltungsbereich Ansbach, dass ein Obergutachter für Wildschäden eingesetzt wird, der abweichend vom einschlägigen BGH-Urteil die Eiche in einem bestimmten Revier als nicht wildschadensrelevant einstuft. Ein weiterer Ansatzpunkt sind Initiativen, wie „hunting4future“, die die Problematik der Klimakrise in Verbindung mit dem notwendigen Waldumbau und den dafür notwendigen angepassten rehwildbeständen weitertragen und dafür sensibilisieren.  

Der Übergang zur waldfreundlichen Bejagung wird nur gelingen, wenn die Jagdgenossen als Inhaber des Jagdrechts ihr Recht auch verteidigen und einfordern, wie in Wernsbach. Dass da der Jagdvorsteher oftmals ein breites Kreuz braucht, wie Bernhard Popp, es formulierte, gehört dazu. Und dann braucht man Jäger, die das können und wollen. Solange die Trophäe und nicht der Wald als Leitbild vorherrscht, bleibt das ein schwieriges Unterfangen. Dr. Kornder fasste abschließend zusammen: „Gerade in der Klimakrise müssen all diese Bereiche zusammenarbeiten, Politik, Behörden, Waldbesitzer und Jäger. Und Beispiele wie in Wernsbach wollen diese Botschaft hinaustragen und dazu Mut machen.“  

(Dieser Text wurde einem Artikel von Dr. Wolfgang Kornder (Organisator der Veranstaltung) mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung entnommen)


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