Irrweg bei Geothermie
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger jedoch wies meine Kritik zurück und behauptete sogar, die Grünen würden Unwahrheiten verbreiten und die Fakten verdrehen. Seiner Meinung nach, sei nur der Bund für die Förderung von Tiefengeothermie-Projekten zuständig und Bayern dürfe aufgrund des Kumulierungsverbots gar nicht fördern. Zur Erklärung: Ein Kumulierungsverbot bedeutet, dass mehrere staatliche Förderungen oder Subventionen für dasselbe Projekt oder Vorhaben nicht gleichzeitig in Anspruch genommen werden dürfen. Dadurch soll verhindert werden, dass ein Projekt übermäßig gefördert wird. Das ist in diesem Fall aber nicht richtig. Bayern kann sehr wohl die tiefe Geothermie massiv fördern - z.B. über Zuschüsse für die Forschung, Bürgschaften über die Landesförderbank, großangelegte Seismik Kampagne für ganz Bayern und vieles mehr.
Es wurde jedoch noch schlimmer: Aiwanger warf mir im Gegenzug vor, falsche Fakten zu verbreiten, auch wenn ich mich in meiner Kritik auf die Antwort seines EIGENEM Ministeriums bezog. Weißt er denn überhaupt, was in seinem eigenen Ministerium passiert? Denn die Wahrheit ist, dass die Förderung von Geothermie weitgehend bewusst und gewollt vernachlässigt wird, obwohl diese Technologie das Potenzial hat, eine wesentliche Rolle in einer nachhaltigen Wärmeversorgung zu spielen. Geothermie Anlagen können konstant und unabhängig von Wetterbedingungen Wärme liefern (in kleinerem Umfang auch Strom, wenn sehr günstige Bedingungen vorliegen). Diese Energiequelle ist lokal verfügbar und unterliegt daher keinen Preisschwankungen und Importrisiken, die bei fossilen Energieträgern häufig vorkommen.
Die fehlende Förderung für die Geothermie ist daher besonders bedenklich, da der Wärmesektor immer noch mit rund 35 % der bayr. THG-Emissionen den größten Anteil der rund 100 Millionen Tonnen CO2-Emissionen in Bayern verursacht. Geothermie könnte hier eine entscheidende Rolle spielen, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und die Klimaziele zu erreichen. Doch anstatt dieser nachhaltigen Technologie zu unterstützen, werden Gelder übermäßig in andere Bereiche gelenkt, die bezüglich der Wärmeversorgung oft nicht die gleiche Effizienz und Umweltfreundlichkeit bieten.
Um das Potenzial der Geothermie voll auszuschöpfen, müssen wir aber sicherstellen, dass diese Technologie die notwendige finanzielle und politische Unterstützung erhält. Es ist an der Zeit, dass die Staatsregierung die Bedeutung der Geothermie anerkennt und entsprechend handelt. Die Förderung dieser Technologie ist nicht nur eine Frage der Energiepolitik, sondern auch eine Frage des Klimaschutzes und der nachhaltigen und lokalen Entwicklung.
Warum ist Geothermie für eine nachhaltige Wärmeversorgung wichtig?
Wie oben schon erwähnt liefern Geothermie-Anlagen l wetterunabhängig und ganzjährig konstant Energie, was sie besonders zuverlässig macht. Die Erdwärme ist im Winter sowie im Sommer konstant, umso tiefer man kommt, umso höher werden die Temperaturen. Die Wärme nimmt pro 100 Meter ca. um 3 Grad zu. Diese Wärme wird im Gestein und in tiefliegenden Grundwasservorkommen gespeichert und kann durch Tiefenbohrungen erschlossen werden (neben der tiefen Geothermie gibt es auch die oberflächennahe Geothermie, die aber hier weniger Thema ist). Durch Wärmenetze kann die Wärme anschließend an die Haushalte verteilt werden, damit wir unsere Häuser nachhaltig mit dieser Wärme nutzen können.
Zudem ist es nahezu unmöglich, die Erdwärme aufzubrauchen. Wir sprechen also von einer erneuerbaren und nahezu unerschöpflichen Energiequelle unter unserem Boden.
Für die Erschließung geothermischer Ressourcen müssen die standortspezifischen Bedingungen untersucht werden – das nennt man seismische Untersuchungen. Dies erfolgt durch geophysikalische Messungen an der Oberfläche sowie durch die Analyse bestehender Untergrunddaten. Ein gewisses Risiko besteht darin, dass bei Bohrungen kein Thermalwasser gefunden wird oder die Wassertemperatur nicht den Erwartungen entspricht – dieses Risiko wird als Fündigkeitsrisiko bezeichnet. Für die wenige Fälle der Leerbohrungen entwickelt die Bundesregierung gerade mit der KFW eine Ausfallbürgschaft.
Allerdings ist die Bohrphase der teuerste Abschnitt bei der Umsetzung einer Geothermie Anlage, mit Kosten von etwa 1-1,5 Millionen Euro pro Kilometer Bohrtiefe. Nach der Erschließung eines Reservoirs ist es wichtig, die geothermische Ressource nachhaltig zu bewirtschaften und die richtige Anlagentechnik auszuwählen, um die Effizienz der Energiebereitstellung zu maximieren. Durch moderne Kontrollmechanismen ird heute die Gefahr von seismischen Ereignissen deutlich reduziert. Ausführliche Voruntersuchungen des Untergrunds gehören bei jedem Projekt dazu. Somit kann die Wahrscheinlichkeit für Erderschütterungen durch Geothermie massiv reduziert werden.
Geothermie ist eine saubere, verlässliche und nachhaltige Energiequelle, die eine bedeutende Rolle in der Zukunft der Energieversorgung spielen kann. Durch innovative Lösungen und ein nachhaltiges Management der Ressourcen in den Erdschichten können wir die Umweltrisiken minimieren und die Vorteile dieser heimischen Energiequelle optimal nutzen und endlich unseren Wärmesektor transformieren.
Ohne Förderungen kommen wir gerade bei der tiefen Geothermie nicht weiter. Die Anfangskosten für die Bohrungen und die Wärmenetze müssen gestemmt werden. Hier braucht es Bürgschaften über den Freistaat. Doch die Anlagen bieten danach über viele Jahrzehnte kontinuierlich Energie in Form von Wärme. Somit amortisieren sich die Kosten mit den Jahren auch und garantieren für die Bürgerinnen und Bürger eine verlässliche, saubere und dauerhaft kostengünstige Wärmeversorgung. Aber die Kommunen brauchen zum Start die Unterstützung die Politik und hier sehe ich die Staatsregierung deutlich in der Verantwortung.
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