Die Lösungen für einen effektiven Grund- und Trinkwasserschutz sind da - wir müssen jetzt die Maßnahmen ergreifen

Die landesweite Berichterstattung der letzten Wochen zur Nitratbelastung des Grundwassers hat zur Folge, dass sich die Bevölkerung Gedanken um die Qualität unseres Trinkwassers macht.

Von links nach rechts: Hartmut Pauli (Stadtrat Windsbach), MdL Martin Stümpfig, Friedrich Zapf (Reckenberg-Gruppe), Uwe Schreiner (Stadtrat Windsbach), Gabi Schaaf (Stadträtin Heilbronn)
Von links nach rechts: Uwe Schreiner (Stadtrat Windsbach), MdL Martin Stümpfig, Gabi Schaaf (Stadträtin Heilsbronn) Dirk Sauer (Gemeinderat Neuendettelsau), Christian Freytag (Reckenberg-Gruppe), Hartmut Pauli (Stadtrat Windsbach), Friedrich Zapf (Reckenberg-Gruppe)

Die landesweite Berichterstattung der letzten Wochen zur Nitratbelastung des Grundwassers hat zur Folge, dass sich die Bevölkerung Gedanken um die Qualität unseres Trinkwassers macht. Im bayerischen Vergleich sind die Nitratwerte in Mittelfranken sehr hoch. Die Prognosen zeigen hier einen sehr negativen Trend.

"Um unsere Trinkwasserqualität im Landkreis Ansbach ist es derzeit gut bestellt" so Martin Stümpfig, Landtagsabgeordneter aus Feuchtwangen. " Damit das auch so bleibt, müssen alle Beteiligten gemeinsam an einem Strang ziehen. Die Düngemengen sind zu reduzieren, die Art und Weise der Ausbringung und die Bodenbewirtschaftung sind zu verbessern, Zwischenfruchtanbau ist auszuweiten und Alternativen zum Mais sind anzubauen. Die Herausforderungen vor denen wir stehen gelten gleichsam für Trinkwasserversorger, amtliche Stellen, Landwirte und Verbraucher", so Stümpfig weiter.

Bei dem Besuch des Wasserwerks der Reckenberg-Gruppe am vergangenen Freitag in Wassermungenau hat sich Martin Stümpfig gemeinsam mit grünen Kreis-, Stadt- und Gemeinderäten aus Windsbach, Heilsbronn und Neuendettelsau über die Situation bei der Trinkwassergewinnung des Zweckverbandes informiert. 

"Die meisten Menschen wissen gar nicht wo ihr Trinkwasser herkommt" so Herr Friedrich Zapf, Werkleiter des Zweckverbandes Reckenberg-Gruppe zu Beginn der Informationsrundgangs. "Der Zweckverband mit 20 Mitgliedsgemeinden versorgt derzeit ca. 46.000 Einwohner in den drei Landkreisen Ansbach, Roth und Weißenburg-Gunzenhausen zuverlässig mit sauberem Trinkwasser. Über 50 % des jährlichen Trinkwasserbedarfs von 6,3 Mio. m³ fördert die Reckenberg-Gruppe über ihre eigenen 13 Brunnen. Die restliche Wassermenge wird über das nordbayerische Ausgleichs- und Verbundsystem aus dem Donauraum bezogen", so Herr Zapf weiter.

Zu der Umsetzung der sog. Nitratrichtlinie ist die Bundesregierung gesetzlich verpflichtet. Sie garantiert langfristig eine Unterschreitung des Nitrat-Grenzwertes von 50 mg/l zum Schutz der Gesundheit. Derzeit liegen die Nitratwerte bei den eigenen Brunnen der Reckenberg-Gruppe bei durchschnittlich 20 mg / l. Das Wasser, das aus unseren Leitungen kommt ist also in einwandfreiem Zustand, so Stümpfig. Besorgniserregend sind jedoch die Messungen im Grundwasserzustrom, die sog. Vorfeldmessungen. Je nach Fließgeschwindigkeit wird dieses Grundwasser in 5-10 Jahren an den Quellfassungen anstehen, wie Agraringenieur Freytag schilderte. Die Vorfeldmessungen liegen durchgehend über 50 mg/l, vielfach bei über 100 mg/l. Deshalb ist es jetzt an der Zeit Lösungen zu finden. Die derzeitige Novelle der Düngemittelverordnung ist überfällig und darf nicht verwässert werden. Es müssen alle Nährstoffe in die Berechnung einfließen, so die einhellige Meinung von Zapf und Stümpfig. Die Substrate der Biogasanlagen ebenso wie mineralischer Dünger. Gewässerrandtreifen sind verbindlich festzulegen, damit auch der Eintrag in unsere Oberflächengewässer reduziert wird.

Vom Modell des Wasserversorgers zeigte sich Martin Stümpfig und die anwesenden Gemeinde- und Kreisräte der Grünen begeistert. Der fränkischen Wasserversorger hat ein zehnstufiges Kooperationsmodel entwickelt, das weit über Mittelfranken hinaus bekannt ist und sich in der Praxis bewährt hat. Landwirte erhalten innerhalb der Wasserschutzgebiete Vergütungen für reduziertes Düngen, für Zwischenfruchtanbau, für ökologischen Landbau, für den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, Verzicht auf Mineraldünger und vieles mehr. Finanziert werden die Maßnahmen über einen Aufschlag in Höhe von einem Cent pro Kubikmeter auf den Wasserpreis, der derzeit bei 1,20 € /m3 liegt. Die Einhaltung der Verpflichtungen wird von Christian Freytag, Abteilungsleiter in der Reckenberg-Gruppe, kontrolliert. Über die Jahre hat sich ein sehr gutes Vertrauensverhältnis entwickelt. Es sei eine echte Kooperation, so Freytag. Der Erfolg kann sich sehen lassen: Die Nitratwerte innerhalb von Schutzgebieten gehen bei Messungen im Wasserbereich nach unten. Sorge macht Freytag jedoch die seit wenigen Jahren ansteigenden Nitratkonzentration im Boden. Es braucht einen flächendeckenden Grundwasserschutz, so die einhellige Meinung der Anwesenden am Besuchstermin. Ein besonderes Problem stellt auch die Ausweisung von neuen Wasserschutzgebieten dar. Die Genehmigungsverfahren dauern mit 15 bis 25 Jahren viel zu lange.

Stümpfig zieht folgendes Fazit: "Neben einer unbürokratischen Ausweitung der Schutzgebiete sind grundwasserschonende Bewirtschaftungsformen und die Reduzierung der Düngemenge dringend geboten. Die Ertragsminderung ist nur gering und kann finanziell entschädigt werden. Die Lösungen sind vorhanden, wie das Modell der Reckenberg-Gruppe zeigt. Die Restsubstrate aus den Biogasanlagen sind miteinzubeziehen. Mit einseitigen Schuldzuweisungen kommen wir nicht weiter. Alle Seiten müssen erkennen, dass wir jetzt etwas tun müssen. Als wenig hilfreich sehe er die reflexartige Abwehrreaktion des Bauernverbandes an, dass alles so weitergehen kann. Das kann es sicher nicht, wenn wir langfristig die Qualität unseres Trinkwassers garantieren wollen. 


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