Waldbegang: Bayerns Wald braucht dringend Hilfe

Wie entwickelt sich unser Wald angesichts des Klimawandels? Diese Frage beschäftigt mich seit Jahren intensiv. Vor fünf Jahren habe ich bereits gemeinsam mit Fachleuten ein Waldstück zwischen Mittelstetten und Wörnitz bei mir im Landkreis Ansbach besucht. Nun habe ich erneut zu einer Begehung eingeladen, um die Veränderungen vor Ort zu betrachten. Mit dabei waren der Bundestagsabgeordnete Niklas Wagener, Vertreter*innen der Forstbetriebsgemeinschaft Westmittelfranken, der Ökologische Jagdverband, lokale Expert*innen und interessierte Gäste. 

Bildquelle: Eigene Aufnahme

Das Fazit ist erschreckend deutlich: Die Fichte ist nahezu vollständig verschwunden, Opfer von Trockenheit, Stürmen und Borkenkäfern. Auch die Buche hat auf den tonigen Böden massiv gelitten und ist großteils abgestorben. Übrig bleibt fast ausschließlich die Stieleiche, die sich als widerstandsfähiger gegenüber den zunehmenden Extremen des Klimawandels zeigt. Doch selbst die Eiche steht vor Herausforderungen: Ihre Verjüngung scheitert vielerorts an zu hohem Wildverbiss. 

Leider ist festzustellen, dass die Eiche, obwohl die Altbäume fast ausschließlich aus Eichen bestehen, nicht hochkommt. Grund dafür ist der starke Verbiss durch Rehe, die bevorzugt junge Triebe der Eiche und anderer Edellaubhölzer fressen. In mehreren Hegegemeinschaften im Landkreis Ansbach liegt der Eichenverbiss bei über 80 %! Martin Brunner von der Forstbetriebsgemeinschaft Westmittelfranken benennt deshalb auch die Jagd als zentrale Stellschraube. Wir müssen mehr schießen und der Abschußplan muss erfüllt werden. Als Übergangslösung hat er gute Erfahrungen gesammelt, wenn Kronenmaterial im Wald liegen bleibt, da Rehe diese Bereiche meiden. 

Wolfgang Kornder, Bundesvorsitzender des Ökologischen Jagdverbands, sieht eine deutliche Intensivierung der Jagd als notwendig an. Ein Großteil der Hegegemeinschaften in Bayern ist im roten Bereich, im Landkreises Ansbach sogar 2/3. Positive Beispiele finden sich in den Revieren von Kornder, wo durch eine langjährige, konsequente Jagdpraxis inzwischen über 27 Baumarten wachsen. Eine solche Vielfalt könne man zwar nicht überall erreichen, doch sie verdeutlicht die Möglichkeiten, wenn die Bedingungen stimmen. 

Im Zuge des sich zuspitzenden Klimawandels ist ein zügiger Waldumbau entscheidend, so Niklas Wagener. Wir müssen auf eine breite Mischung von Baumarten setzen, die mit den Herausforderungen des Klimawandels zurechtkommen. Neben der Eiche sind Baumarten wie Vogelkirsche und Spitzahorn vielversprechend. Das Prinzip lautet: Vielfalt mindert das Risiko. 

Schlussendlich reicht all das jedoch nicht aus, wenn wir den Klimawandel nicht konsequent bekämpfen. Bayern hat seit 1990 gerade einmal 17 % seiner Treibhausgase reduziert – viel zu wenig. Besonders im Verkehrs- und Wärmesektor hat die Staatsregierung bisher kaum Fortschritte erzielt. Hier brauchen wir endlich wirksame Maßnahmen. Unser Wald kann nur überleben, wenn wir die Ursachen des Klimawandels an der Wurzel packen. Die Ergebnisse der Bundeswaldinventur von letztem Jahr waren erschreckend genug. Der Wald hat sich zu einer CO2 Quelle entwickelt.  

Mein Appell richtet sich daher an Waldbesitzer*innen, die Jagdgenossenschaften und die Politik: Wir müssen jetzt handeln – für unseren Wald, für einen möglichst schnellen Waldumbau mit widerstandsfähigen Baumarten wie der Eiche und für kommende Generationen. Wirtschaftsminister Aiwanger plant eine Abschaffung der verpflichtenden Abschusspläne im neuen Entwurf des bayr. Jagdgesetzes. Das wäre genau der falsche Weg! Warum soll ein Revierinhaber sich für Abschusspläne aussprechen, wenn in der Vergangenheit das Ziel nie erreicht wurde. Das muss verhindert werden! Der Wald ist unsere Lebensgrundlage und meine Fraktion und ich werden uns dafür einsetzen, dass er seine Funktionen und seine Vitalität erhält.  


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