Als Einwohner von Feuchtwangen bewegt mich die Mobilität auf dem Land zutiefst. Seit Jahren verfolge ich mit Sorge das Drama um das Interfranken-Projekt. Trotz massiver Investitionen geht immer mehr Geld verloren, ohne dass sich die Situation für die Bevölkerung oder die örtlichen Industrien verbessert. Der Zweckverband Interfranken versucht seit Jahren die bisher getätigten Fehlinvestitionen in das angedachte Gewerbegebiet zwischen Bottenweiler und Zumhaus zu rechtfertigen. Nach über 20 Jahren gibt es noch immer keinen rechtsgültigen Bebauungsplan. Viel Geld wurde über den Zweckverband gebunden und viele Millionen sind geplant für die nächsten Jahre. Was es gibt, sind ständig neue Ideen welche Branchen das Gewerbegebiet künftig besiedeln könnten. Aktuell setzt man wieder auf die Schaffung eines Güterbahnhofs. Die Interfranken Verantwortlichen feiern die Aufnahme des Projekts in das aktuelle Güterverkehrskonzept des Verkehrsministeriums. Wir sprechen bei Interfranken über ein Projekt, welches allein für die Autobahnausfahrt 30 Millionen veranschlagt. Insgesamt sprechen wir bei dem Millionengrab Interfranken von über 100 Millionen Euro Investitionen. Dagegen ist die Förderzusage der Staatsregierung, die heute im Schloss Schillingsfürst gefeiert wird, mit den maximal 200.000 Euro schon mehr als lächerlich. (Dieser Betrag wurde mir erst von der Staatsregierung genannt.)
Jedoch nicht nur finanziell ist das Interfranken-Projekt mehr als fraglich und auch technisch ist es höchst kompliziert. Zu Beginn hatte man schon auf den Bau eines Industriegleises gesetzt. Auf den ersten Blick mag dies zwar noch zukunftsträchtig erscheinen. Unter anderem weil das angedachte Industrie- und Gewerbegebiet unmittelbar an der Bahnstrecke Ansbach-Stuttgart liegt. Zum anderen ist es für die Verkehrswende dringend erforderlich, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern. Aber wie realistisch ist es diesen Wunsch nach einem Gleisanschluss an der Stelle umzusetzen?
Meine Nachfragen im Bayerischen Landtag haben ergeben, dass eine zügige Umsetzung eines Gleisanschlusses bzw. Güterbahnhof derzeit wenig realistisch ist. Schlichtweg weil die infrastrukturellen Voraussetzungen nicht gegeben sind. Nach Aussagen der Deutschen Bahn wird frühestens 2030 mit der Planung und Umsetzung des Zugssicherungssystem ETCS (European Train Control System) Level 2 begonnen. Zwischen den beiden Bahnstationen Dombühl und Schnelldorf ist es derzeit nicht möglich Weichen einzubauen, um einen Güterbahnhof zu schaffen. Im Rahmen des DB-Dialogs im bayerischen Landtag habe ich gemeinsam mit Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter Bayerns der Deutsche Bahn, eruiert, ob und in welchen Zeiträumen zusätzliche Gleisanlagen möglich sind. Die Antwort des Bahn Chefs in Bayern war klar: Vor 2030 ist nichts möglich, denn das Stellwerk in Dombühl hat keine Kapazitäten frei und es gibt eine Änderungssperre durch das Eisenbahn-Bundesamt wegen veralteten Zugsicherungssystem LBZ.
Selbstverständlich benötigen wir in Deutschland flächendeckend das Zugssicherungssystem ETCS. Hier haben die früheren CSU-Bundesverkehrsminister einfach die Zeit und nötigen Maßnahmen verpennt. Die langjährige einseitige Sicht auf Straßen kommt uns jetzt teuer zu stehen. Die immer neuen Pläne der Interfranken-Verantwortlichen sind mehr als dünn. Umsetzbare Pläne waren und sind da bisher nicht vorgebracht. Das Millionengrab Interfranken muss jetzt endlich beendet werden.
Laut Webseite des Deutschen Bundestages (Drs. 19/31824) sind bisher 340 Streckenkilometer mit den Zugsicherungssystem ETCS ausgerüstet. im Rahmen des Bedarfsplans (Neu- und Ausbauprojekte) bei gesicherter Finanzierung im Zeitraum von 2021 bis 2025 ETCS-Projekte im Umfang von 446 Streckenkilometern geplant und realisiert.
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