Der Status quo ist ernüchternd: Derzeit sind in Bayern sieben Pumpspeicherkraftwerke mit einer Gesamtleistung von rund 400 Megawatt (MW) und einer Speicherkapazität von etwa 2,3 Gigawattstunden (GWh) pro Lastzyklus in Betrieb. Zwei größere Projekte, die Sanierung des Kraftwerks Happurg und das geplante PSW Riedl, sollen zusätzliche Kapazitäten bringen. Doch beide Vorhaben kommen nur langsam voran. Riedl, mit 300 MW und 3,5 GWh Speicherkapazität das potenziell größte PSW Bayerns, befindet sich noch immer im Planfeststellungsverfahren. Happurg soll frühestens 2028 wieder ans Netz gehen – nach 17 Jahren Stillstand.
Dabei liegt das Potenzial längst auf dem Tisch: Schon 2014 hat das Landesamt für Umwelt eine umfassende Potenzialstudie vorgelegt, in der 16 Standorte in Bayern identifiziert wurden, die sich technisch für neue oder erweiterte Pumpspeicheranlagen eignen. Doch seit dieser Veröffentlichung wurde kein einziges der Projekte weiterverfolgt. Auch zu den Plätzen 17 bis 30 der Studie gab es keine weiteren Untersuchungen. Die Staatsregierung zieht sich aus der Verantwortung zurück, verweist auf die „Technologieoffenheit“ und überlässt alles der Privatwirtschaft. Das ist zu wenig.
Denn klar ist: Bayern hat grundsätzlich noch Potenzial für zusätzliche Pumpspeicher, sowohl in technischer als auch in geografischer Hinsicht. Doch dieses Potenzial ist nicht unbegrenzt und wird durch Umweltauflagen, Topografie, begrenzte Flächenverfügbarkeit und fehlende wirtschaftliche Anreize stark eingeschränkt. Genau deshalb braucht es eine aktive Speicherstrategie, die vorhandene Chancen hebt, statt sie verfallen zu lassen.
Wir erleben heute regelmäßig negative Strompreise, abgeregelte PV-Anlagen und Stromüberschüsse, die nicht gespeichert werden können. Pumpspeicherwerke sind eine hervorragende großtechnische Speicherlösung, mit denen sich Strom im Gigawattmaßstab effizient und kurzfristig abrufbar speichern lässt. Sie sichern die Netzfrequenz, helfen beim Ausgleich von Schwankungen bei Wind- und Solarstrom und tragen zur Stabilität des Gesamtsystems bei. Ihr Wirkungsgrad ist hoch, ihre Technik bewährt – sie sind genau das, was wir für ein vollständig erneuerbares Energiesystem brauchen. Und zudem sind sie auch schwarzstartfähig. Bei einem großflächigen Stromausfall könnten sie das Netz wieder langsam auf die Beine bringen, denn sie brauchen selbst keinen externen Strom.
Doch trotz dieser entscheidenden Rolle liegt der Anteil der Pumpspeicher an der Stromeinspeisung in Bayern bei nur 0,2 bis 0,3 Prozent. Das ist kein technisches Problem, das ist das Ergebnis politischer Versäumnisse. Es fehlen Investitionsanreize, Vereinfachungen im Planungsrecht und eine klare Prioritätensetzung auf Seiten der Staatsregierung.
Aus meiner Sicht ist klar: Wenn Bayern seine Klimaziele ernst meint, dann muss jetzt gehandelt werden. Wir brauchen
eine Reaktivierung der Potenzialstudie mit konkretem Umsetzungsplan,
eine gezielte Speicherförderung, um Investitionen in Pumpspeicher wirtschaftlich attraktiv zu machen,
eine Verkürzung von Planungs- und Genehmigungsverfahren,
und vor allem: ein politisches Bekenntnis, dass Speicher ein unverzichtbarer Teil der Energiewende sind.
Ich werde mich weiterhin mit Nachdruck dafür einsetzen, dass Speicher nicht länger die vergessene Säule der Energiewende bleiben. Denn ohne sie wird die Energiewende nicht gelingen. Pumpspeicher können und müssen ein zentraler Bestandteil der bayerischen Energiezukunft sein – und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt.