Neue Gaskraftwerke für Bayern?

Grüne Fraktion stellt Gutachten vor: Zur Abdeckung der Stromnachfrage bis 2035 gibt es keinen Bedarf für zusätzliche Gaskraftwerke in Bayern, wenn die politischen Rahmenbedingungen richtig gesetzt werden.

Die Forderung nach dem Ausbau der Gaskraftwerkskapazitäten im Freistaat ist ein Wiedergänger der bayerischen Politik.  Alle Wirtschaftsminister der letzten Jahre - von Aiwanger über Pschierer und Aigner bis zurück zu FDP-Minister Zeil - stehen zu dieser alten Agenda das früheren CSU-Ministerpräsidenten Horst Seehofer.

Die energiewirtschaftliche Wirklichkeit weist in die andere Richtung. Die Betreiber der Irschinger Gaskraftwerke wollen Ihre Anlagen stilllegen. Neubauprojekte - etwa in Haiming oder Leipheim - sind ganz weit unten in der Schublade gelandet.

Machen zusätzliche Gaskraftwerke in Bayern vor diesem Hintergrund Sinn? Und dient dieses Vorhaben einer gelingenden Energiewende?  Diese Fragen beantwortet ein aktuelles Gutachten, das die Landtags-Grünen beim Öko-Institut zu in Auftrag gegeben: „Neue Gaskraftwerke in Bayern- Energiewirtschaftliche Bedeutung und Finanzierungsmöglichkeiten“.

Ergebnis des Gutachtens
  1. Das Gutachten zeigt, dass der Neubau von Gaskraftwerken in Bayern unnötig ist, wenn die Politik die richtigen Weichen stellt
    Wenn die Staatsregierung den Ausbaupfad für Erneuerbare Energien der Arbeitsgruppe 1 des Energiegipfels* verfolgen würde, könnten wir uns Milliarden-Investitionen für wenig genutzte neue fossile Gaskraftwerke und gleichzeitig CO2-Emissionen von über einer Million Tonnen ersparen. 

    Bleibt die Staatsregierung aber bei ihrer zögerlichen Politik, führt vermutlich kein Weg an neuen Gaskraftwerken vorbei. Wobei aller Voraussicht nach diese Gaskraftwerke nur wenige hundert Stunden im Jahr benötigt werden und sich daher nicht auf dem normalen Strommarkt refinanzieren können. D.h., es droht ein hoher Investitionsbedarf für eine geringe Auslastung.
     
  2. Gaskraftwerke müssten nachhaltig sein 
    Sollten tatsächlich neue Gaskraftwerke benötigt werden, so müssen diese als sehr flexible Anlagen geplant werden und auf alle Fälle auch für den Einsatz von Wasserstoff oder „Grünem Gas“ ausgelegt werden. 
     
  3. HGÜ-Leitungen sind notwendig
    Das Gutachten zeigt weiter: wer den Ausbau der beschlossenen HGÜ-Leitungen hintertreibt, fördert die Gefahr, dass neue fossile Gaskraftwerke in Bayern gebaut werden müssen. Diese Gaskraftwerke würden wesentlich intensiver genutzt werden und würden die CO2-Emissionen in Bayern gravierend erhöhen. Aus Klimaschutzsicht ist dieser Weg strikt abzulehnen. 
     
  4. Rahmenbedingungen müssen entscheidend verändert werden
    Das Gutachten basiert auf den aktuellen Trends und Beschlüssen der Politik. Wir Grüne halten klimapolitisch u.a. einen schnelleren Kohleausstieg, mehr Elektromobilität, einen höheren CO2-Preis und einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren für erforderlich. Sollten wir es schaffen, diese Rahmenbedingungen zu verändern, müssen natürlich auch die Berechnungen über die Notwendigkeit von Gaskraftwerken neu aufgestellt werden. 
Fazit

Im Ergebnis zeigt sich, dass es zur Abdeckung der Stromnachfrage des Jahres 2035 keinen Bedarf für zusätzliche Gaskraftwerke in Bayern gibt, wenn die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in Freistaat zügig ausgebaut, die heute noch betriebenen Kohle-Heizkraftwerke durch mit Gas betriebene Kraft-Wärme-Kopplung ersetzt und das Übertragungsnetz für Strom wie geplant verstärkt wird. 

Falls neue Gaskraftwerke als Alternative zu einer der geplanten Gleichstrom- Übertragungsleitungen dienen sollen, so würde dies zu zusätzlichen CO2-Emissionen im Umfang von ca. 9 bis 13 % der heutigen CO2-Emissionen der gesamten Strom- und Fernwärmeerzeugung in Bayern führen. Eine solche Strategie wäre mit den Klimaschutzzielen des Bundes und des Freistaats nicht vereinbar. Gaskraftwerke sind daher keine sinnvolle Alternative für den geplanten Ausbau des Übertagungsnetzes.
 

→ Gutachten des Ökoinstituts "Neue Gaskraftwerke in Bayern –Energiewirtschaftliche Bedeutung und Finanzierungsmöglichkeiten" als pdf

Kurzfassung der Gutachten als pdf

 

*Anmerkungern zu den Ergebnissen des Energiegipfels
Aus Grüner Sicht ist der Pfad der Arbeitsgruppe 1 des Energiegipfels klimapolitisch nicht ausreichend. Er stellt lediglich eine Mindestanforderung dar. Das derzeitige Ausbautempo der Erneuerbaren Energien in Bayern ist nicht annähernd ausreichend. Selbst der im Szenario 2 des Gutachtens genannte Ausbaupfad ist mit der jetzigen Beschlusslage der Staatsregierung nicht erreichbar. Bayern wird in den Monaten November bis Februar – trotz und wegen der starken Orientierung auf die Photovoltaik – viele Stunden mit sehr großen Stromimportbedarf haben. Darum kommt dem Ausbau der Windkraft eine zentrale Rolle zu. Ohne die Leistung der Windkraft mindestens zu vervierfachen würden große Mengen an – teils fossilem - Importstrom mit entsprechend hohen CO2-Emissionen nötig werden. 

 


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