Mit der bayerischen „Wärmestrategie“ sehe ich in den Plänen der Staatsregierung eine klare Gefahr für eine ernsthafte Wärmewende. Die Veröffentlichung des bayerischen Wirtschaftsministeriums als „Strategie“ zu bezeichnen, mit der Bayern bis 2040 im Wärmesektor klimaneutral werden soll, grenzt schon an eine Zumutung. Auf knapp neun Seiten fehlen klare Fristen, verbindliche Zahlen und konkrete Umsetzungspläne. Statt wissenschaftlich fundierter Wege zur Dekarbonisierung priorisiert das Papier das Verbrennen von Biomasse und Wasserstoff und ignoriert nahezu die Rolle der Wärmepumpe. Damit widerspricht diese „Strategie“ nicht nur jeder wissenschaftlichen Empfehlung, sondern auch den Erkenntnissen der eigenen, vom Ministerium beauftragten Studie, die Wärmepumpen als zentrale Maßnahme für eine klimaneutrale Wärmeversorgung ausweist. Ein klimapolitischer Plan sieht anders aus – dieses Papier ist reine Augenwischerei!
Die Strategie ist nicht nur ambitionslos, sondern bremst aktiv den dringend benötigten Wandel hin zu einer zukunftsfähigen und klimaneutralen Wärmeversorgung in Bayern. Anstatt konkrete, effektive Maßnahmen zur Dekarbonisierung umzusetzen, setzt die Staatsregierung auf Wasserstoff und Biomethan als „technologieoffene“ Lösungen – obwohl klar ist, dass diese Energieträger weder in ausreichenden Mengen noch zu vernünftigen Preisen verfügbar sein werden. Die Entscheidung, Wasserstoff als zentralen Energieträger für die Wärmewende zu verkaufen, sehe ich als einen faulen Kompromiss, der weder der Realität des Energiemarktes noch den Bedürfnissen der Bürger*innen gerecht wird. Wasserstoff wird absehbar knapp bleiben und ist in der Breite schlicht nicht umsetzbar.
Ich finde es sehr erschreckend, wie wenig die Landesregierung bereit ist, auf die Expertise ihrer eigenen beauftragten Wissenschaftler*innen zu hören. Die Energiesystemanalyse „Energieplan Bayern 2040“ zeigt klar, dass die Wärmepumpe in Kombination mit der energetischen Sanierung von Gebäuden zentrale Rollen in der Wärmewende spielen müssen. Stattdessen klammert sich Minister Aiwanger an die Nutzung bestehender Gasnetze – Netze, die ohnehin in Zukunft obsolet werden, da immer mehr Haushalte Gasheizungen aufgeben. Der Versuch, fossile Gasstrukturen durch Wasserstoff und Biomethan zu retten, führt nur zu höheren Kosten für die verbleibenden Nutzer*innen und treibt die Energiekosten weiter in die Höhe.
Die Strategie wirkt wie ein Versuch, den Wandel hinauszuzögern und fossile Strukturen künstlich am Leben zu halten, was letztlich nur die Bürger*innen belastet. Es fehlen nicht nur klare Klimaziele, sondern auch die Bereitschaft, die notwendigen Anpassungen in Angriff zu nehmen. Wenn Bayern wirklich bis 2040 klimaneutral werden will, führt kein Weg an einer breit angelegten Förderung von Wärmepumpen und einer umfassenden Gebäudesanierung vorbei. Doch stattdessen präsentiert uns Aiwanger eine Wärmestrategie ohne Hand und Fuß – mehr Schein als Sein, eine Ansammlung von kostspieligen Illusionen, die uns einer nachhaltigen Wärmeversorgung kein Stück näherbringt.
Diese Wärmestrategie ist ein Irrweg und verbaut Bayern die Chance auf eine echte Energiewende im Wärmebereich. Kurz gesagt: So verhindert Bayern aktiv eine zukunftsfähige, klimafreundliche Wärmewende – und bleibt statt Vorreiter im Klimaschutz auf halbem Weg stehen, weiter gefangen in der Abhängigkeit der fossilen Brennstoffe.
Anhänge
Einordnung der Wärmepolitik der Staatsregierung auf Basis von Anfragen zum Plenum (AzP)
Bayerische Wärmestrategie – wo die Probleme liegen, was jetzt nötig ist
Wärmepakt 2040: Rechtssicherheit für alle bayerischen Kommunen herstellen.