Als Sprecher für Klimaschutz freue ich mich besonders über den Besuch bei der jungen Firma TURNS in Ansbach, die eine wegweisende Lösung für eines der drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit entwickelt hat. Die beiden Geschäftsführerinnen, Angelique Thummerer und Katja Wagner, haben seit April 2024 mit ihrem Unternehmen eine echte Kreislaufwirtschaft im Textilbereich etabliert. In einer Branche, die weltweit für erhebliche CO2-Emissionen, extremen Wasserverbrauch und gravierende Umweltverschmutzung verantwortlich ist, setzt TURNS auf nachhaltige Lösungen, die dringend benötigt werden.
Die Textilbranche trägt erheblich zu den globalen CO2-Emissionen bei und verursacht mehr Emissionen als die Luft- und Schifffahrt zusammen. Zusätzlich ist sie für einen hohen Wasserverbrauch verantwortlich und trägt zu 20 % der weltweiten Wasserverschmutzung bei. Allein für die Produktion eines T-Shirts werden 2.700 Liter Süßwasser benötigt – eine Menge, die ein Mensch in 2,5 Jahren trinkt. Diese Umweltauswirkungen verdeutlichen die Dringlichkeit von Textilrecycling, doch bislang fehlt ein effizienter und standardisierter Prozess dafür. Von den jährlich etwa 1,4 Millionen Tonnen Altkleidern in Deutschland wird nur ein kleiner Teil recycelt. Der Großteil wird als Second-Hand-Ware deklariert, aber nur ein Bruchteil davon bleibt im Land, während der Rest ins Ausland exportiert wird. In den Empfängerländern, oft mit schlechteren Müll- und Recyclingstrukturen, landen viele dieser Kleidungsstücke auf Deponien, was die lokalen Ökosysteme stark belastet.
Nur ein geringer Anteil der Altkleider wird tatsächlich zu neuen Fasern verarbeitet. Hier setzt das Unternehmen TURNS an, das den gesamten Recyclingprozess – von der Rücknahme der Kleidung bis zur Herstellung von Garn aus recycelten Textilien – abdeckt, mit dem Ziel, eine echte Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Sie sammeln und sortieren Alttextilien – darunter Firmenkleidung, Hotelbettwäsche und ähnliche Materialien – und führen diese einem Recyclingprozess zu, der in Deutschland einzigartig ist. Nach der händischen Sortierung in den Bruckberger Werkstätten werden die Textilien zu Fasern zerrupft und schließlich zu neuen Garnen versponnen. Dieses Garn besteht aus recyceltem Material, dem lediglich 70 % Frischfaser beigemischt werden, um eine optimale Qualität zu gewährleisten.
Die Kooperation mit den Bruckberger Werkstätten ist dabei besonders hervorzuheben. Hier werden Menschen mit Behinderungen in den Recyclingprozess integriert, was nicht nur einen wertvollen sozialen Beitrag leistet, sondern auch zeigt, wie Inklusion und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können. Die Sortierung der Textilien erfolgt teilweise manuell und teilweise mit Hilfe eines von TURNS entwickelten optischen Lesers, der die Materialien nach Farben und Stoffzusammensetzung trennt. Dieser durchdachte Prozess unterstreicht das Engagement der beiden Geschäftsführerinnen, eine echte Kreislaufwirtschaft zu schaffen, bei der kein Rohstoff verschwendet wird.
Das Potenzial von TURNS geht jedoch weit über die Wiederverwertung von Textilien hinaus. Mit der geplanten Überarbeitung der Abfallrichtlinie der EU, die Hersteller zukünftig verpflichtet, die Kosten für die Sammlung, Sortierung und das Recycling von Textilabfällen zu tragen, wird das Thema Kreislaufwirtschaft im Textilbereich noch an Bedeutung gewinnen. TURNS ist dabei hervorragend aufgestellt, um Unternehmen in dieser neuen Realität zu beraten und ihnen maßgeschneiderte Recyclinglösungen anzubieten.
Die Idee und das Engagement der beiden Geschäftsführerinnen haben mich zutiefst beeindruckt. TURNS zeigt, wie eine zukunftsfähige und nachhaltige Textilwirtschaft aussehen kann. Doch es ist auch klar, dass dieses innovative Unternehmen noch vor Herausforderungen steht – insbesondere was die Bekanntheit ihrer Produkte und Dienstleistungen angeht. Ohne Zweifel werden Angelique Thummerer und Katja Wagner auch diese Hürde meistern, und ich bin überzeugt, dass TURNS eine zentrale Rolle in der Transformation der Textilbranche hin zu mehr Nachhaltigkeit spielen wird.
Die Arbeit von TURNS bei uns in Ansbach ist ein leuchtendes Beispiel für unternehmerischen Mut und Weitsicht. In einer Zeit, in der wir dringend Lösungen für die drängenden Umweltprobleme unserer Zeit benötigen, zeigt TURNS eindrucksvoll, wie innovative Ideen in die Tat umgesetzt werden können. Ich wünsche den beiden Geschäftsführerinnen weiterhin viel Erfolg und bin gespannt auf die zukünftige Entwicklung dieses vielversprechenden Unternehmens.