Deutschland und Luxemburg bilden bislang eine gemeinsame Strompreiszonen – eine sogenannte Gebotszone. Das bedeutet: Egal ob München oder Hamburg, der Strom kostet im Großhandel überall gleich viel. Doch das könnte sich ändern. Ein neuer Bericht des europäischen Netzbetreiberverbunds Entso-E schlägt vor, Deutschland in bis zu fünf verschiedene Strompreiszonen aufzuteilen. Der Grund: massive Netzengpässe zwischen Nord und Süd. Besonders betroffen: Bayern.
Entso-E zeigt in seinen Berechnungen, dass eine Aufteilung der deutschen Strompreiszone theoretisch mehrere Hundert Millionen Euro an Gesamtkosten sparen könnte. Aber diese Einsparungen hätten schwerwiegende Nebenwirkungen: In Süddeutschland könnten die Strompreise etwas steigen und Unternehmen könnten stärkere Planungsunsicherheit haben. Damit würde die gesamte Energiewende verzögert.
Dass wir heute an diesem Punkt stehen, kommt nicht überraschend. Die Staatsregierung in Bayern trägt dafür eine erhebliche Verantwortung.
Markus Söder, Hubert Aiwanger und ihre Parteien CSU und Freie Wähler haben den Ausbau der Windkraft massiv blockiert und den dringend notwendigen Ausbau der Stromnetze über Jahre hinweg verhindert. Sie haben durchgesetzt, dass die großen HGÜ-Stromtrassen, die heute längst fertig sein könnten, neu geplant werden mussten, mit Erdverkabelung statt Freileitung. Diese Entscheidung hat den Ausbau um Jahre verzögert und die Energiewende im ganzen Land ausgebremst.
Nur neun neue Windräder wurden im gesamten Jahr 2024 in Bayern errichtet. Währenddessen warten wir seit Jahren darauf, dass Leitungen wie der Süd-Ost-Link endlich günstigen Windstrom aus dem Norden nach Bayern bringen. Die Söder-Regierung hat zudem blind in Heimspeicher investiert, die in Wahrheit das Stromnetz nicht entlasten, sondern das Problem noch verschärfen. Über 95 % des Zubaus bei den erneuerbaren Energien in Bayern entfällt auf Photovoltaik - kaum ein Windrad wurde gebaut, das auch im Winter Strom liefern könnte.
Die Folgen dieser verfehlten Politik betreffen längst nicht mehr nur Bayern, sondern ganz Deutschland. 2024 musste Deutschland insgesamt 28,3 Terawattstunden (TWh) Strom netto importieren, davon entfallen rund 20 TWh auf Bayern allein. Hätte Bayern seine Hausaufgaben gemacht, stünde Deutschland heute wesentlich besser da, und die EU hätte keinen so drastischen Eingriff in den deutschen Strommarkt überhaupt erwägen müssen.
Angesichts dieser Entwicklungen ist es aus Sicht der europäischen Netzbetreiber nachvollziehbar, Deutschland in bis zu fünf Strompreiszonen aufzuteilen. Denn ohne funktionierende Netze und ohne regional ausgewogenen Ausbau der Erneuerbaren entstehen immer größere Lasten für das gesamte europäische Stromsystem. Trotzdem halte ich diesen Vorschlag für den falschen Weg. Denn bis eine neue Stromzonen-Systematik eingeführt wäre, werden die wichtigsten HGÜ-Trassen längst fertiggestellt sein – und damit der Engpass zwischen Nord und Süd erheblich reduziert.
Die Aufteilung würde mehr Schaden als Nutzen anrichten: Unternehmen in Süddeutschland würden unter höheren Strompreisen leiden und damit im internationalen Wettbewerb weiter unter Druck geraten. Investitionen würden gebremst, die Erlöse für erneuerbare Energien sinken und die Energiewende würde unnötig verteuert. Stattdessen müssen wir die Ursachen anpacken: schneller Ausbau der Windkraft in Bayern, ein echter Masterplan für den Netzausbau und intelligente Speicherlösungen, die das Netz tatsächlich entlasten.
Der Blick in die Zukunft ist klar: Wollen wir das Damoklesschwert der Strompreiszonen loswerden und eine stabile, bezahlbare und klimafreundliche Energieversorgung für ganz Deutschland sichern, dann muss Bayern endlich seine Hausaufgaben machen. Nur so kann der Vorschlag der Aufteilung noch abgewendet werden.
Mit unserem Grünen Masterplan für Stromnetze zeigen wir, wie es besser geht: mehr Tempo beim Netzausbau, eine systemdienliche Förderung von Speichern und endlich ein kraftvoller Ausbau der Windkraft auch in Bayern. Die bayerische Wirtschaft und die Menschen im ganzen Land haben ein Anrecht auf eine moderne, sichere und faire Energieversorgung.