Austausch-Treffen mit dem Asylhelferkreis in Ansbach

 

Der Raum im Grünen Büro in Ansbach war bis auf den letzten Platz gefüllt. Meiner Einladung gefolgt sind Asylhelferinnen und Helfer aus dem gesamten Landkreis Ansbach und der Stadt Ansbach.

Schon nach der kurzen Vorstellungsrunde wurde klar, dass alle eine Fülle von Erfahrungen, Ideen und Fragen auf dem Herzen hatten und über diese Möglichkeit des Austauschs froh waren.

 

©foto:pixabay.de

Folgende Erfahrungen/Hinweise/Schwierigkeiten wurden ausgetauscht:

  • Im Umgang und bei der Betreuung von Flüchtlingen und Asylbewerber*innen sind „1000“ Dinge zu beachten und zu erledigen. Wer nicht damit befasst ist, kann sich das nicht vorstellen – es ist oft ein wahrer Spagat. 
  • Angebotene Freizeitmöglichkeiten werden sehr gerne angenommen. Der Helferkreis Dietenhofen war im Juli mit zwei Bussen und den dortigen Flüchtlingen und Asylbewerber*innen im Zoo. Das hat alle sehr gefreut. 
  • Eine gute Zusammenarbeit mit den betroffenen Gemeinden ist unerlässlich! 
  • Sicherheit schaffen durch ausreichende Betreuung ist sehr wichtig. 
  • „Irgendwie geht immer was, aber man muss oft schwierige Wege gehen“. Hemmnisse ergeben sich durch Formalismus der Behörden und staatlichen Stellen, dieoftmals die nötige Unterstützung verweigern.
  • Die Helferinnen und Helfer wünschen sich in jedem Fall mehr Unterstützung von den Behörden, sie werden oft alleine gelassen. Sie benötigen die Hilfe der Hauptamtlichen in den Kommunen und Landkreisen. Hilfe und vor allem auch Anleitung ist beispielsweise nötig beim Ausfüllen der verschiedensten Anträge und Formulare. Da geht sehr viel Zeit verloren, weil zunächst keiner weiß, wie das geht. Bei entsprechender Anleitung wäre hier viel gewonnen. Kompetente Ansprechpartner*innen vor Ort fehlen! 
  • Unterbringung in kleinen Gemeinden ohne entsprechende Infrastruktur stellt die Helferkreise vor ziemliche Probleme. Oft ist es nötig, mit privaten PKW’s Fahrten für Flüchtlinge und Asylbewerber*innen zu organisieren. Auch hier ist wieder ein großer Spagat nötig. Beispielsweise wenn die Eltern mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die nur einmal früh und einmal abends fahren, in die Stadt zum Integrationskurs müssen, zu Hause aber kleine Kinder sind. Wer bringt/holt die Kinder rechtzeitig zu Schule und Kinderbetreuungseinrichtungen? Das müssen alles die Helfer*innen irgendwie organisieren.
  • Alle müssen viel Zeit, Kraft und Geld in ihre Betreuungstätigkeit stecken. Das führt nicht selten auch zu Konflikten in den eigenen Familien – nichts wird erstattet.
  • Kleine, mittelständische Betriebe haben Interesse, Praktika und Ausbildungsplätze anzubieten - die große Industrie hält sich hier leider raus. 
  • Wohnungssuche für Anerkannte gestaltet sich sehr schwierig, insbesondere wegen der sehr hohen Mieten.
  • Oft werden den Ehrenamtlichen Auskünfte bei den Behörden verweigert. Eine Vollmacht von den Betroffenen ausstellen lassen und bei den Behörden vorlegen hilft manchmal. 
  • Wenn in den Unterkünften am Wochenende ein Notfall eintritt, fehlt es an Ansprechpartnern - sowohl bei der Regierung von Mittelfranken als auch beim Landratsamt.
  • Es hat sich gezeigt, dass es in der ersten Zeit wichtig ist, nicht nach konkreten Schicksalen zu fragen. Besser ist es, zunächst ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Dann werden die Betreuten zugänglicher und erzählen von alleine. Wichtig ist dabei, Sicherheit zu vermitteln.
  • Es fehlen Fachkräfte für die psychologische Unterstützung und professionelle Betreuung.

Besonders kritisiert wurde:

  • Die Anerkennungspraxis ist undurchschaubar und erscheint oft willkürlich. 
  • Die Zeit bis zur Erstanhörung beim BAMF ist viel zu lang. 
  • Es gibt eine sehr rigide Abschiebepraxis in Bayern. 
  • Betreuungsschlüssel in der Asylsozialberatung ist im Landkreis Ansbach viel zu hoch – mehr als 1:300. Es werden den Wohlfahrtsverbänden keine weiteren Stellen genehmigt, obwohl es beispielsweise in Heilsbronn geeignete Personen gibt, die angestellt werden könnten.
  • Sachkosten für Asylberater*innen werden den Verbänden nicht erstattet.
  • Asylberater*innen haben nicht die Zeit, in die Gemeinden („auf’s Land“) zu gehen, wo Flüchtlinge und Asylbewerber untergebracht sind. Sie werden als Ansprechpartner vor Ort aber dringend gebraucht. Wünschenswert wären Sprechstunden für Helfer*innen im Rathaus o. ä. 
  • Der Staat spart sich sehr viel Geld und verlässt sich ganz unverblümt auf die Hilfe der Helferkreise. Das wird zunehmend als Frechheit bezeichnet - auch deswegen geht die Zahl der Helfer zurück. 

Was ist zu tun? 

  • Der Betreuungsschlüssel muss reduziert werden – Ziel: 1:120.
  • Beschäftigte der Landratsämter/Städte sollen Kurse o. ä. für die Helferkreise geben – das ist dringend erforderlich!
  • Sprechstunden für Helferinnen und Helfer in den Gemeinden einrichten mit Hilfe des Landratsamtes.
  • Helferkreise brauchen eine entsprechende finanzielle Unterstützung bei ihrer Arbeit, evtl. über Steuererleichterungen. Es ist zu überlegen, was hier für Rentnerinnen und Rentner, die keine Steuern zahlen, infrage kommen kann.
  • Hinarbeiten auf eine bessere Verständigung zwischen haupt- und ehrenamtlichen Kräften! Ganz wichtig ist, dass das bürgerschaftliche Engagement und die beteiligten Mitarbeiter der Ämter regelmäßige Erfahrungsaustausche machen! (Die Probleme vor Ort mit einzelnen Familien oder Personen kennen doch die Ehrenamtlichen am besten!) Das muss von Seiten des Landrats erst installiert werden und ist dringend nötig! In diesen Bereich gehört auch die Koordination der Arbeit der haupt- und ehrenamtlichen Kräfte; hier wird noch oft aneinander vorbei gearbeitet.

Für mich ergeben sich erste Lösungsansätze:

  • Etablierte Helferkreise bruchen auch finanzielle Unterstützung! 
  • Anfrage im Landtag – Gegenüberstellung Kosten der Unterbringung in Massenunterkünften und bei dezentraler Unterbringung 
  • Installation von Leerstandsbeauftragten in den Städten und Gemeinden, um leestehenden Wohnraum besser für die Anmietung von Anerkannten zu nutzen. 
  • Dezentralität bei der Unterbringung stärken. 
  • Notrufnummern bei Regierung und Landratsamt einrichten.

Mein Resümee

Im Gegensatz zu anderem ehrenamtlichen Engagement - wie etwa im Sportbereich - haben sich Politik, Behörden und Staat hier ganz ungeniert darauf verlassen, dass Asylhelferinnen und Asylhelfer die eigenen Versäumnisse und Systemfehler auf sich nehmen und ausgleichen. Ihre Arbeit verdient auch deshalb unglaublichen Respekt und Dank. Dieses Engagement muss staatlicherseits mehr gewürdigt werden. Es wäre angebracht, Helferinnen und Helfer in ihrer Arbeit und ihrem Engagement zu bestärken und ihnen keinen Riegel vorzuschieben oder sie gar zu missachten.

Was ich tun kann, um diese Situation zu verbessern, leiste ich gerne. Im Landtag sprechen wir die Problemtik immer wieder an. Mit dem Landrat werde ich Gespräche führen.


Im Dialog

©Foto: Manuel Schuller
©Foto: Manuel Schuller

Wirtschaft

Im ständigem Austausch mit den Unternehmer*innen in Bayern erfahre ich welche Fragen, Anregungen und Wünsche an die Politik gestellt werden und wie wir sie unterstützen können.

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Vor Ort

Wichtig ist mir mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen, mit ihnen zu diskutieren und von ihnen Anregungen für meine parlamentarische Arbeit im Landtag mitzunehmen.

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Martin Stümpfig in Freuchtwangen
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Region

Ich bin in Feuchtwangen, im Landkreis Ansbach aufgewachsen – hier bin ich verwurzelt, hier achte ich darauf, dass die Interessen der Bürgerinnen und Bürger im Landtag vertreten sind .

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