Menschen aus Äthiopien haben leider eine eher geringe Bleibewahrscheinlichkeit. Die Asylverfahren der Bewohner wurden zum überwiegenden Teil abgelehnt oder sind noch in der Schwebe. Wegen der fehlenden Bleibeperspektive ist die Stimmungslage sehr schlecht, und es herrscht ziemliche Frustration unter den Bewohnern. Hinzu kommt, dass sie keinen Zugang zu Deutschkursen haben. Die Bewohner beklagen fehlende Rückkehrberatung nach Äthiopien und immer wieder, dass sie Schreiben von Behörden im schönsten „Amtsdeutsch“ erhalten, die sie nicht verstehen können.
Erschwerend für die Situation im Haus ist außerdem, dass aus Kapazitätsgründen die Asylsozialberatung von drei Stunden wöchentlich, die die Diakonie bisher leistete, ab Juni ersatzlos gestrichen wurde. Hier habe ich mich bereits an die Diakonie gewandt und um Abhilfe gebeten.
Viel Beifall erhielt eine junge Feuchtwanger Lehrerin, die sich spontan während dieses Besuches bereiterklärte, ab sofort freitags am Abend einen Deutschkurs für die Bewohner in der Unterkunft anzubieten. Am 14. Juli fand die erste Unterrichtsstunde statt.
Die Mitglieder des Helferkreises vor Ort tun ihr Bestes, um wenigstens kleine Hilfen zu geben und den jungen Äthiopiern beizustehen. Sie stehen oft vor Schwierigkeiten, die ihre Möglichkeiten übersteigen. Gerade beim Beschaffen von Wohnraum für sogenannte Fehlbeleger und der Arbeitsbeschaffung sind den Helfern Grenzen gesetzt, und sie wünschen sich hier wirksamere Strukturen auf staatlicher Ebene.
Im Gespräch mit den Bewohnern wurde schnell klar, dass sie sich mehr Kontakte mit der Bevölkerung wünschen. Gerne angenommen wird die Möglichkeit, dienstags mit anderen Feuchtwangern Fußball zu spielen. Wenn es meine Zeit erlaubt, bin ich selbst auch als aktiver Spieler dabei. Die Äthiopier können wirklich alle toll Fußball spielen und sind mit Feuereifer dabei.
Dieser Besuch war für mich sehr ernüchternd. Ich will mich im Nachhinein gemeinsam mit dem Landratsamt dafür einsetzen, dass die Betreiberin der Unterkunft dringend nötige Verbesserungen im Haus veranlasst und so wenigstens kleine Fortschritte bei der Einrichtung möglich sind. Die angesprochenen Probleme bei der Mülltrennung und der Reinigung des Objektes sollten mit Hilfe des Hausmeisters machbar sein. Auch ein Schild im Hauseingang mit den Namen der Bewohner für die Postzustellung, die bisher sehr kritikwürdig ist, liegt in den Händen der Betreiberin der Unterkunft und muss vom Landratsamt angemahnt werden.