Ein besonders alarmierender Trend ist im Fach Deutsch erkennbar. Der Anteil der Neuntklässler in Bayern, die im Kompetenzbereich Lesen den Mindeststandard für den Mittleren Schulabschluss (MSA) nicht erreichen, hat sich von 18,3 % (2015) auf 26,6 % (2022) erhöht. Noch gravierender ist die Entwicklung im Kompetenzbereich Zuhören: 2022 verfehlten 27,9 % der Schüler den Mindeststandard für den Mittleren Schulabschluss– fast eine Verdoppelung gegenüber den 14,4 % im Jahr 2015. Und in der Rechtschreibung hat sich die Anzahl derjenigen, die den Mindeststandard nicht mehr erreichen, in den sieben Jahren sogar mehr als verdoppelt (2015 von 8,2 % auf 17,0 % in 2022).
Gemeinsam stark starten – eine Vorschule für alle
Nicht nur die PISA-Ergebnisse für Deutschland sind schockierend, auch der IQB-Trend*, der das Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler in den einzelnen Bundesländern deutlich macht, zeigt: Die Kompetenzen bayerischer Schülerinnen und Schüler sind in den letzten Jahren in mehreren Bereichen stark rückläufig.
Unsere Grüne Forderung: Eine Vorschule für alle Kinder
Damit alle Kinder faire Startchancen erhalten, führen wir vormittags eine täglich stattfindende Vorschule ein. Die Kinder lernen in der Vorschule kindgemäß mit allen Sinnen. Vorschule ist ein Ort der informellen und non-formalen Bildung. Das Spiel hat eine große Bedeutung und ist ein wichtiger Bestandteil der Vorschule. Es findet ein fließender Übergang vom lernenden Spielen zum spielerischen Lernen statt. Darauf ist auch der verbindliche Bildungsplan ausgerichtet, nach dem die Vorschulkinder durch extra dafür weiterqualifizierte Fachkräfte - Vorschulpädagoginnen und -pädagogen – gefördert werden.
Die Vorschule ist ein Bindeglied zwischen Kita und Grundschule. Der Hauptfokus liegt daher auf der engen Verzahnung zwischen diesen beiden Institutionen, um den Kindern einen gelungenen Übergang zu ermöglichen. Dabei geht es auch darum, dass die Vorschulkinder das Schulgebäude, die späteren Mitschülerinnen und Mitschüler sowie ihre künftigen Lehrkräfte kennenlernen.
Alle Kinder, die einen festgestellten Sprachförderbedarf haben oder in eine staatlich geförderte Kita gehen, besuchen im Jahr vor ihrer Einschulung diese Vorschule. Letztere können von ihren Eltern auf Wunsch davon abgemeldet werden. Auch Kinder, die keine staatlich geförderte Kita besuchen, oder Kinder ohne Kita-Platz dürfen die Vorschule kostenlos besuchen, sofern ihre Eltern dies wünschen.
Die Vorschule ist ein eigenständiges Element frühkindlicher Bildung, nachdem immer klarer wird, wie bedeutsam diese Zeit als Lernzeit für die Kinder ist. Alle Kinder sollen so die Chance bekommen, dass sie frühzeitig und kindgerecht, aber gezielt und verbindlich auf ihrem Entwicklungs- und Bildungsweg begleitet werden - unabhängig von ihrer individuellen Ausgangslage (vgl. z.B. Stamm, Margrit: Frühkindliche Bildung als Basis von Schulerfolg? Analysen zur Wirksamkeit früher Bildungsförderung. Die Deutsche Schule 102 (2010) 3, S. 255-267).
A. Die kostenlose Vorschule bietet den Kindern 6 Vorteile:
1. Alltagsintegrierte und additive Sprachförderung, damit sich jedes Kind auf Deutsch verständigen, seine Gedanken und Bedürfnisse ausdrücken kann.
2. Motorische Förderung, um die fein- und grobmotorischen Fähigkeiten zu stärken. Feinmotorische Fähigkeiten, damit Kinder lernen, wie man richtig mit einer Schere ausschneidet oder mit einem Stift malt. Grobmotorische Fähigkeiten, damit die Kinder Koordinationsfähigkeit trainieren sowie Spaß an Bewegung haben.
3. Soziale und emotionale Kompetenz, damit Kinder selbstbewusst, sicher und empathisch ins Leben starten.
4. Partizipation und Inklusion, damit alle Kinder ihr Potential voll ausschöpfen können und sich als aktiven Teil unserer Gesellschaft begreifen.
5. Vorläuferfähigkeiten in Mathematik und Deutsch, ohne Leistungsdruck, aber mit Struktur, damit die Kinder ihre Fähigkeiten testen und erfahren können.
6. Kulturelle Bildung, um Kreativität und Zusammenhalt zu fördern und allen Kindern unabhängig von ihrer Herkunft eine Brücke zur Sprache und unserer Gesellschaft zu bieten. Kulturelle Bildung bietet eine spielerische und motivierende Möglichkeit, Sprachförderung zu gestalten. Kunst, Musik, Theater, Bilderbuchkino und kreative Projekte helfen Kindern, ihren Wortschatz zu erweitern und Sprache mit positiven Erlebnissen zu verbinden. Besonders für Kinder, die noch nicht sicher in der deutschen Sprache sind, sind solche Angebote eine wertvolle Unterstützung.
B. Qualität, Verbindlichkeit und das Kind im Blick – 5 Voraussetzungen für eine erfolgreiche Vorschule:
- Feste Qualitätsstandards durch einen verbindlichen Bildungsplan
- Ein sanfter und gelungener Übergang besonders für Kinder ohne vorherige Kita-Erfahrung
- Gezielte und zuverlässige Sprachförderung als Schlüssel zur Chancengerechtigkeit
- Multiprofessionalität – mindestens zwei pädagogische Fachkräfte pro Gruppe (max. 20 Kinder), darunter eine speziell ausgebildete Vorschulpädagogin
- Eltern als Bildungspartnerinnen und-partner
1. Feste Qualitätsstandards:
Damit die Vorschule für alle Kinder zum Erfolg wird, braucht es klare Qualitätsstandards. Die Kita-Zeit muss endlich als gleichwertige Bildungszeit wie die Schul-, Ausbildungs- oder Studienzeit anerkannt werden. Deshalb muss ein verbindlicher Bildungsplan erarbeitet werden, der regelt, welche Kompetenzen die Kinder am Ende der Vorschule erworben haben sollen, um fit für ihren weiteren Bildungsweg zu sein. Damit die Vorschule zum Erfolg wird und kein Kind untergeht, sondern alle Kinder ihre Potentiale wirklich entfalten können, muss gewährleistet werden, dass eine Vorschulgruppe von nicht mehr als 20 Kinder besucht wird. Der Besuch der Vorschule ist kostenfrei.
2. Ein sanfter und gelungener Übergang – besonders für Kinder ohne vorherige Kita-Erfahrung
Die Vorschule findet vormittags statt. Zum Mittagessen kehren die Kinder in ihre gewohnte Kita-Gruppe zurück. So behalten die Kinder ihre vertraute Umgebung, ihre Bezugspersonen, genug Zeit für freies Spiel und lernen zugleich vormittags die neue Umgebung der Grundschule kennen und wie es sich anfühlt in einer Gruppe Gleichaltriger etwas Neues zu lernen. Gerade für Kinder ohne vorherige Kita-Erfahrung oder Kinder, die sich mit Umstellungen schwertun, ermöglicht dies einen sanften und erfolgreichen Übergang.
3. Sprachförderung als Schlüssel zur Chancengerechtigkeit: Alltagsintegrierte und additive Sprachförderung
Sprache ist der Schlüssel zu Bildung, gesellschaftlicher Teilhabe und persönlicher Entwicklung. Eine gezielte Sprachförderung in der Vorschule ist daher entscheidend, um allen Kindern einen erfolgreichen Schulstart zu ermöglichen. Sprachförderung gelingt am besten, wenn sie Teil des täglichen Miteinanders ist. Im Vorschulalltag soll sie daher alltagsintegriert stattfinden – beim Spielen, Erzählen und in kreativen Aktivitäten. Gleichzeitig braucht es additive Angebote für Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf, um
gezielt Sprachkompetenzen zu stärken. Hierfür sollen qualifizierte Förderlehrkräfte und DaZ-Lehrkräfte sowie der Mobile Sonderpädagogische Dienst eingesetzt werden, die in Kleingruppen oder Einzelsettings zusätzliche Unterstützung bieten.
4. Multiprofessionalität und neue Karrierechancen für Erzieherinnen und Erzieher
Unterstützt werden die Vorschulkinder durch die Multiprofessionelle Teams aus Mobilem Sonderpädagogischen Dienst, Erzieherinnen, Sozialpädagoginnen, Heilpädagoginnen und Fachkräften für Sprachförderung, um eine ganzheitliche Begleitung und Förderung der Kinder sicherzustellen.
Eine qualitativ hochwertige Vorschule braucht zudem speziell ausgebildetes Personal. Die sehr umfangreiche Erzieherausbildung bietet die besten Grundlagen, um in der frühkindlichen Bildung tätig zu sein. Viele Erzieherinnen wünschen sich mehr Zeit für die pädagogische Arbeit gerade mit den älteren Kindern. Wir finden das prima und sehen hier ein großes Potential sowohl für die Kinder als auch die Erzieherinnen. Deshalb schaffen wir eine neue Weiterbildungsmöglichkeit: die Vorschulpädagogin.
- Erzieherinnen und -erzieher können sich durch eine Zusatzqualifikation für die Vorschularbeit spezialisieren.
- Dies eröffnet Karrierechancen und eine höhere Eingruppierung.
- Gleichzeitig wird das pädagogische Know-how in der frühkindlichen Förderung weiter ausgeweitet, insbesondere im Bereich der Sprachförderung.
C. Die Vorschule: Gewinn für alle Kinder – Entlastung für alle Kitas und Schulen
Die Einführung der Vorschule hat nicht nur Vorteile für die Vorschulkinder, sondern für alle Kinder in der Kita-Gruppe. Außerdem werden durch die Vorschule auch bestehende Betreuungseinrichtungen entlastet:
- Kitas und jüngere Kita-Kinder profitieren, denn während die Vorschulkinder in ihrer Gruppe sind, sind die Gruppengrößen der nicht-Vorschulkinder kleiner und so eine bessere Förderung möglich. Nachmittags spielen die Kinder wieder in altersgemischten Gruppen und die Jüngeren lernen von den Älteren.
- Grundschulen starten mit vorbereiteten Kindern: Die Lehrkräfte können sich so auf die individuelle Entwicklung und Bildung aller Kinder konzentrieren. Sie kennen die Kinder und ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten bereits und die Unterschiede sind nach einem Jahr gemeinsamer Entwicklung und Förderung weitaus geringer.
* IQB ist die Abkürzung für das Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen LINK
Konzept der GRÜNEN FRAKTION im BAYERISCHEN LANDTAG
Im Dialog
Wirtschaft
Im ständigem Austausch mit den Unternehmer*innen in Bayern erfahre ich welche Fragen, Anregungen und Wünsche an die Politik gestellt werden und wie wir sie unterstützen können.
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Wichtig ist mir mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen, mit ihnen zu diskutieren und von ihnen Anregungen für meine parlamentarische Arbeit im Landtag mitzunehmen.
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Ich bin in Feuchtwangen, im Landkreis Ansbach aufgewachsen – hier bin ich verwurzelt, hier achte ich darauf, dass die Interessen der Bürgerinnen und Bürger im Landtag vertreten sind .
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