31.12.2021

Meilenstein im deutschen Atom-Kapitel

Endlich ging mit dem AKW Gundremmingen, der letzte Siedewasserreaktor Deutschlands, vom Netz. Lange haben wir dafür gekämpft! Denn nachhaltig bei der unbeherrschbaren Atomkraft ist vor allem das Risiko und der Atommüll.
MdL Martin Stümpfig 2014 auf einer Demo gegen Atomkraft ©Foto: eigene Aufnahme

Die Reaktoren von Gundremmingen waren besonders hoch riskante Pannen-Reaktoren. Wir blicken zurück auf eine Serie von Pannen während der Laufzeit von Grundremmingen C.

Im Sommer 2018 gab es allein innerhalb von 10 Wochen vier meldepflichtige Ereignisse im Kernkraftwerk Grundremmingen. Zu der Zeit wurde ebenfalls ein Leck an der Schleuse des Sicherheitsbehälters festgestellt. Wir fragten die Staatsregierung permanent an wegen Sicherheitsmängeln - in diesem Zusammenhang nach nähren Informationen angesichts möglicher schwerwiegender Folgen des Lecks. Meist wurden die Probleme uns gegenüber immer klein geredet.

In der Geschichte von Grundremmingen C stellten undichte Brennelemente häufig eine Gefahrenquelle dar. Doch der Betreiber RWE ließ die Reaktoren aus ökonomischen Gründen oft einfach weiterlaufen. Ein erhöhtes Risiko für uns alle! Gut, dass dem nun ein Ende gesetzt wird. Aber auch nach Abschaltung des Reaktors gilt es ein wachsames Auge auf das strahlende Erbe des Atomzeitalters zu haben. Erfolg für uns

Die Abschaltung ist auch ein großer Erfolg von uns Grünen, die schon immer für eine Welt ohne Kernenergie gekämpft haben. Bis Ende 2022 gehen die letzten drei Reaktoren (darunter in Bayern Isar II) vom Netz.

Auch wenn uns Rückbau, Zwischenlagerung und die Endlagersuche in Deutschland noch Jahrzehnte belasten, können wir endlich den Fokus auf erneuerbare Energien legen, für eine nachhaltige Stromversorgung in einer grünen Zukunft.

Märchen vom sauberen Atomstrom

Jetzt hören wir öfter das Märchen vom sauberen Atomstrom. Die Klimakrise wird missbraucht, um der dahinsiechenden Atomindustrie nochmal etwas Leben einzuhauchen. Doch die Argumente sind so schlecht, wie eh und je.

Nachhaltig bei der Atomkraft ist vor allem das Risiko und der Atommüll. Die Sanierung des Uranbergbaus der Wismut in Deutschland begann vor 30 Jahren, die geplanten sechs Milliarden für die Altlastensanierung sind fast aufgebraucht. Die Sanierung muss aber bis 2045 fortgeführt werden. Wer zahlt?

Die "Begeisterung" fürs Atom steigt, je länger der letzte GAU zurückliegt. Erinnern wir uns noch? 2010 versprach Norbert Röttgen mit der Laufzeitverlängerung eine Energierevolution. Ein halbes Jahr später – nach Fukushima - wurden sieben Atomkraftwerke sofort und für immer vom Netz genommen. 

Endlagerung ungelöst

Die Frage nach der sicheren Lagerung dieser gewaltigen Mengen hochradioaktiven Atommülls der abgebrannten Brennelemente sind noch immer nicht gelöst. Diejenigen, die auf die atomare Sackgasse gesetzt haben, müssen sich ihrer Verantwortung für ihr radioaktives Erbe endlich stellen! Das Zwischenlager ist noch bis 2046 und damit noch eine halbe Ewigkeit genehmigt. 

Wirtschaftlichkeit

Doch Atomkraft ist längst unwirtschaftlich geworden. In Europa findet sich kein privater Investor, der dieses Risiko eingehen will. In Großbritannien wird ein neues AKW gebaut, weil der Staat für 35 Jahre die Abnahme des Stroms zu einem hohen Preis garantiert – doppelt oder dreifach so hoch wie die Erzeugungskosten für Sonnen- und Windstrom. Der einzige AKW-Neubau im französischen Flamanville durch den Staatskonzern EdF ist bereits seit 2007 in Bau und hat bisher stattliche 19 Milliarden Euro gekostet. Weltweit ist der Atomstromanteil seit 1995 von 17,6 % auf 10,1% im letzten Jahr gesunken – trotz des chinesischen Atomprogramms.

Auf der anderen Seite wurden weltweit in 2020 mit 300 Mrd. € siebzehnmal mehr in Erneuerbare Energien investiert als in Atomkraft. Aber die Atomkraft ist nicht nur teuer, sondern vor allem langsam. Diese hochgefährliche Technologie käme auch viel zu spät, um die Welt auf den 1,5°-Pfad zu bringen.

Erneuerbaren gehört die Zukunft

Deshalb gehört den erneuerbaren Energien die Zukunft. Die Abschaltung von Gundremmingen C, Brokdorf und Grohnde ist ein wirklicher Grund zum Feiern! 

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