Stromversorgung in der Dunkelflaute

Aktuelle Anmerkungen zu einem grundsätzlichen Problem: Das Problem ist nicht neu, aber es wird um diese Jahreszeit gerne von einigen Medien genutzt, um Stimmung gegen die Energiewende zu machen: es geht um die sogenannte Dunkelflaute.

Schaubild: eigne Darstellung

Daniel Wetzel von der „Welt“ (ein bekennender Energiewendegegner und daher auch schon fast Stammgast bei der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft vbw) malte den Blackout an die Wand. Er titelte: „Die Dunkelflaute bringt Deutschlands Stromversorgung ans Limit.“

Damit wird wieder einmal Stimmung gemacht. Die Angst vor dem drohenden Blackout soll Atomausstieg und Kohleausstieg diskreditieren.

Dunkelflaute – was ist das?

Unter dem Wort Dunkelflaute wird eine Wetterlage bezeichnet, die fast jeden Winter ein- oder mehrmals auftritt. Eine stabile Hochdrucklage über Mitteleuropa im Januar oder Februar führt dazu, dass es in der dunklen Jahreszeit relativ kalt wird und dabei wenig Wind weht. Die Folge: Der Strombedarf ist hoch, da Heizungspumpen auf Hochtouren laufen und die Solarstromproduktion ist auf Grund der langen Dunkelheit und die Windstromproduktion auf Grund der Windstille auf ein Minimum gesunken. Dazu kommt manchmal auch noch, dass die PV-Module mit Schnee bedeckt sind und die Wasserkraft aufgrund von Eisbildung auch nur wenig Strom produziert.

Diese Situation hatten wir auch in diesem Jahr in der zweiten Januarhälfte. So trugen beispielsweise am 24. Januar 2017 Sonne, Wind und Wasser lediglich gute 4 % zur Stromerzeugung bei. Einzig die Biomasse/Biogas deckte mit ca. 9 % einen beträchtlicheren Teil der Stromversorgung ab. 87 % der Stromerzeugung kamen aber aus nuklearen und fossilen Kraftwerken.

Dunkelflaute am 24. Januar – wie nahe waren wir am Blackout?

Entgegen der Darstellung in der „Welt“ waren wir vom Blackout weit entfernt. Auch wenn der Anteil der erneuerbaren Energien gering war: es standen ausreichend andere Kraftwerke zur Verfügung.

Nach offiziellen Angaben waren zum 31.12.2016 in Deutschland insgesamt 92.600 MW Leistung an fossilen und nuklearen Kraftwerken installiert. Am 24. Januar 2017 kamen zum ungünstigsten Zeitpunkt 62.370 MW zum Einsatz. Selbst wenn man davon ausgehen kann, dass von den nicht eingesetzten 30.000 MW eine größere Anzahl aus betrieblichen Gründen nicht zur Verfügung stand (Revision, Wartungsarbeiten, etc.) bleibt doch noch ein gewaltiger Anteil an nicht benötigten Kraftwerken.

Es wäre also auch an dem 24. Januar 2017 möglich gewesen auf eine Vielzahl von Atom- und Braunkohlekraftwerken zu verzichten, zugunsten von bestehenden Gaskraftwerken.

Um 9.00 Uhr des 24. Januar 2017, zum Zeitpunkt des höchsten Einsatzes von nuklear-fossilen Kraftwerken in Deutschland (62,37 GW), wurden zeitgleich 1,91 GW mehr exportiert als importiert.

Die mittelfristige Herausforderung der Erneuerbaren Energien

In Deutschland wurden im letzten Jahr durchschnittlich 32,3% unseres Stromverbrauchs durch Erneuerbare Energien gedeckt. Aber dieser Anteil schwankt eben sehr stark, weil Wind und Sonnenschein in sehr unterschiedlichem Maß zur Stromerzeugung beitragen. Und so betrug der Anteil am 24.Januar 2017 eben nur 13%, aber am 15. Mai 2016 eben auch 73%.

Wir stehen daher im Rahmen der Energiewende langfristig vor zwei Herausforderungen: den Stromverbrauch so weit als möglich an die unregelmäßige Stromproduktion anzupassen und den Strom zu speichern.

Dazu werden wir sogenannte Lastmanagement-Maßnahmen brauchen. Also Wege finden, wie wir kurzfristig den Strombedarf absenken können, um für die wenigen Bedarfsspitzen im Jahr nicht Kraftwerke oder Speicher zu bauen, die nur wenige Stunden gebraucht werden.

Für die Speicherung werden verschiedene Technologien zur Anwendung kommen, weil es auch unterschiedliche Speicherbedarfe gibt. Für die häufige und kurzfristige Speicherung kommen Pumpspeicherkraftwerke und Batterien in Frage. Für die langfristige Speicherung über Monate hinweg wird power-to-gas zum Einsatz kommen. In wind-und sonnenreichen Wochen kann so ein Vorrat aufgebaut werden, der hauptsächlich im Winter verstromt wird.

Diese aktuellen Herausforderungen müssen wir jetzt anpacken:

Noch sind wir weit entfernt davon, dass wir uns über mehrere Tage nur mit Ökostrom versorgen könnten. Wir brauchen in den nächsten Jahren daher vorrangig den schnellen und flächendeckenden Ausbau der erneuerbaren Energien – und dies gerade auch in Bayern. Denn der Anteil der EE am Nettostromverbrauch lag 2015 in Bayern mit 34,3 % nur geringfügig über dem deutschen Durchschnitt. Bayern ist also keineswegs Spitze, sondern bestenfalls Durchschnitt - und auch dies ist vor allem der Wasserkraft zu verdanken, die seit Jahrzehnten intensiv genutzt wird.

Für die kommenden Jahre ist es auch wichtig, dass die Biogasanlagen in Bayern flexibilisiert werden. Sonst speisen viele von ihnen Strom ins Netz ein, auch wenn in Bayern ausreichend Sonnenstrom zur Verfügung steht. Dies sollte in Zukunft unterbleiben. Biogas soll gespeichert werden können oder ins Erdgasnetz eingespeist werden.

Wenn wir uns dann in den wind- bzw. sonnenreichen Stunden voll mit erneuerbarem Strom versorgen können, geht es zunächst darum, Strom kurzfristig zu speichern; etwa vom Tag in die Nacht, oder vom Wochenende in die Woche hinein.

Parallel zum Ausbau der Erneuerbaren brauchen wir den Abbau der Überkapazitäten im Kraftwerksbereich. Dabei müssen Atom- und Braunkohlekraftwerke als erste stillgelegt werden. Sie sind gefährlich und besonders dreckig. Sie verstopfen das Netz für sauberen Strom und sie drängen weniger umweltschädliche Gaskraftwerke aus dem Markt.


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